Die friedliche Revolution und ihre Vorgeschichte (1985–1989)

Erinnerung ist Liebe zur Zukunft - 30 Jahre Deutsche Einheit
Eine Kooperation mit dem Kinostar Arthaus-Kino Heilbronn

Podiumsdiskussion mit Dr. Gregor Gysi, Hasko Weber und Dr. Hans Misselwitz
Moderation: Holger Teschke

So überraschend der Mauerfall am 9. November 1989 für die Menschen in Ost und West auch kam, die Friedliche Revolution in der DDR entstand nicht aus dem Nichts. Seit Michail Gorbatschow ab Mitte der 1980er-Jahre mit Glasnost (Transparenz) und Perestroika (Umgestaltung) Reformen in der UdSSR vorantrieb, verschärften sich in der DDR die Widersprüche – zumal die SED-Führung keinerlei Bereitschaft zeigte, ihrerseits über Reformen nachzudenken und damit das Protestpotential in der eigenen Bevölkerung weiter anheizte. Nach der offensichtlichen Fälschung der Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 entlud sich dieser Unmut schließlich im folgenden Sommer in der Massenflucht von DDR-Bürgern in die westdeutschen Botschaften in Warschau, Budapest und Prag und den ab September stattfindenden Montagsdemonstrationen, an deren Organisation oft die Theater beteiligt waren. Auch durch den Rücktritt Erich Honeckers und das Einlenken der Regierung ließ sich der Druck der Straße nun nicht mehr reduzieren. Das schon seit Beginn der 1980er-Jahre stetig gewachsene Netz an Friedens-, Menschenrechts- und Umweltgruppen, oft mit kirchlichem Hintergrund, die den politischen Alleinvertretungsanspruch der SED zunehmend in Frage stellten, erleichterte in dieser Zeit die Neuformierung der Bürgerbewegungen, die wesentlich zum Wandel in der DDR beitrugen.

© Deutscher Bundestag

Dr. Gregor Gysi ist Jurist und Politiker der Partei »DIE LINKE«. Als Rechtsanwalt und SED-Mitglied verteidigte er in der DDR Regimekritiker und Bürgerrechtler wie Rudolf Bahro, Robert Havemann und Bärbel Bohley und vertrat die Bürgerbewegung »Neues Forum«. Im Zuge der deutschen Einheit war Gysi als Partei- und Bundestagsfraktionsvorsitzender maßgeblich an der Integration der sozialistischen PDS in das demokratische Parteienspektrum der BRD beteiligt. Von 2005 bis 2015 war er Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion und von 2013 bis 2015 Oppositionsführer im Deutschen Bundestag.

© Candy Welz

Hasko Weber ist Schauspieler, Theaterregisseur und -intendant. 1989 gründete er die Theatergruppe »Dramatische Brigade« in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz. Von 1993 bis 2001 agierte er am Dresdner Theater als Schauspieldirektor. Seit 1998 arbeitete Weber an unterschiedlichen Bühnen als freier Regisseur. Von 2005 bis 2013 war er Intendant des Schauspiels am Staatstheater Stuttgart. Seit August 2013 ist Weber Generalintendant am Weimarer Nationaltheater.

© Holger Herschel

Holger Teschke wurde 1958 auf Rügen geboren und ist dort aufgewachsen. Bis 1980 fuhr er als Maschinist zur See, anschließend studierte er Schauspielregie in Berlin. Von 1990 bis 1999 war er als Dramaturg und Autor am Berliner Ensemble tätig, ab 2000 führten ihn Lehrtätigkeit und Theaterarbeit in die USA, nach Australien und Südostasien. Seit 2010 arbeitet er als Dozent für Regie und Dramaturgie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. Er ist Autor von Theaterstücken, Hörspielen, Reisebüchern und Essays. Zuletzt veröffentlichte er 2018 den Gedichtband »Seezeichen«.

© privat

Dr. Hans Misselwitz studierte zunächst Biologie und Biophysik und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent an der Akademie der Wissenschaften und der Humboldt-Universität zu Berlin. Im November 1980 lehnt er die Einberufung zur NVA ab, woraufhin ihm die Universität kündigt. Er beginnt ein Theologiestudium und gründet mit seiner Frau Ruth u. a. den Friedenskreis Pankow. Im März 1990 wird er SPD-Abgeordneter in der Volkskammer und Parlamentarischer Staatssekretär im Außenministerium der DDR, zudem vertritt er die DDR bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen. 1991 bis 1999 leitet er die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam, 1999 bis 2005 das Büro von Wolfgang Thierse beim Parteivorstand der SPD. Von 1999 bis 2015 war er Sekretär der Grundwertekommission der SPD, seit 2015 ist er deren beratendes Mitglied.