Premieren & Wiederaufnahmen 2025/2026
premieren im großen haus │ immer um 19:30 Uhr
Lustspiel von Heinrich von Kleist
Dauer: folgt
Dorfrichter Adam sieht übel aus, als sein Gerichtsschreiber Licht am Morgen bei ihm vorbeischaut. Zwei Wunden am Kopf, eine Verletzung am Bein – woher hat er die nur? Der Richter weiß wortreich die Herkunft seiner Wunden zu begründen. Sei’s drum. Licht hat schlechte Nachrichten. Der Gerichtsrat Walter ist auf dem Weg in ihre Gemeinde, um die Kassen zu prüfen und die Rechtspflege auf dem platten Land zu verbessern. Sein strenger Ruf eilt ihm voraus. Er hat andernorts schon so manchen Schludrian im Richteramt suspendieren lassen. Ausgerechnet heute kann Richter Adam seine Perücke nicht finden. Und letzte Nacht quälte ihn der Traum, er müsse über sich selbst zu Gericht sitzen. Am liebsten würde er sich vor dem heutigen Gerichtstag drücken. Aber da ist Gerichtsrat Walter auch schon eingetroffen, und die Kläger streiten sich bereits lautstark im Vorraum.
Frau Marthe Rull erhebt Klage. Ein Krug ist ihr zerschlagen worden, der im Zimmer ihrer Tochter Eve stand. Nachts habe sich ein Mann zu Eve geschlichen und, als er aus dem Fenster floh, den Krug zerbrochen. Für Marthe Rull ist der Fall klar: Der Ruprecht war’s, der Verlobte ihrer Tochter, der schon vor der Eheschließung von den süßen Früchten der Liebe kosten wollte. Ruprecht indes ist außer sich vor Zorn, leugnet die Tat und bezichtigt Eve, einen fremden Mann in ihre Kammer gelassen zu haben. Die junge Frau fleht ihren Verlobten an, ihr doch zu vertrauen. Und Marthe Rull zetert und schimpft wie ein Rohrspatz. Eigentlich bräuchte dieses Tohuwabohu eine strenge richterliche Hand. Aber dem Richter Adam ist die Verhandlung sichtlich unangenehm. Er stellt merkwürdige Fragen, zieht absurde Schlussfolgerungen. Gerichtsrat Walter kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Adam mehr daran interessiert ist, die Dinge zu verschleiern als hinter das Geheimnis des zerbrochnen Kruges zu kommen. Wie es dann schlussendlich doch enthüllt wird, ist ein irrwitziges Spektakel.
Heinrich von Kleists »Der zerbrochne Krug« von 1808 ist ein Meilenstein der deutschen Theatergeschichte. Das Lustspiel revolutionierte mit seiner innovativen Struktur, den schnellen Dialogen und seinem doppelsinnigen Witz die Komödie des frühen 19. Jahrhunderts. Kleists Theaterstück verbindet auf einzigartige Weise tragische Themen wie Machtmissbrauch und Vertrauensverlust in öffentliche Institutionen mit Sprachwitz und volkstümlichem Humor. Ab 1820 eroberte »Der zerbrochne Krug« die Theaterbühnen im Sturm. Heute zählt das Lustspiel um den Dorfrichter Adam, der über seine eigenen Missetaten zu Gericht sitzen muss, zu den am häufigsten aufgeführten Stücken im deutschsprachigen Raum und ist mit seinen schrägen und mit deftigem Strich gezeichneten Charakteren auf der Bühne ein Theaterereignis.
- Regie Axel Vornam
- Ausstattung Tom Musch
- Licht Harald Emrich
- Dramaturgie Sophie Püschel
- Theaterpädagogik Natascha Mundt
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MITStefan Eichberg(Walter, Gerichtsrat) Oliver Firit(Adam, Dorfrichter) Gabriel Kemmether(Licht, Schreiber) Sabine Unger(Frau Marthe Rull)
Cosima Fischlein(Eve, ihre Tochter) Alexander Redwitz (Gast)(Vielt Tümpel, ein Bauer) Felix Lydike(Ruprecht, sein Sohn) Lisanne Hirzel(Frau Brigitte) Statisterie(Mägde)
A Streetcar Named Desire | von Tennesse Williams | Deutsch von Helmar Harald Fischer
mit englischen Übertiteln
Dauer: folgt
Blanche Dubois, eine feinsinnige, nicht mehr ganz junge Südstaatenschönheit aus gutem Hause, muss ihren Heimatort Laurel verlassen. Ein Familienmitglied nach dem anderen ist gestorben. Belle Rêve, das Gut ihrer ehemals wohlhabenden Familie, wurde zwangsversteigert. Auch ihren Job als Lehrerin ist sie los. Nun sucht Blanche Unterschlupf bei ihrer jüngeren Schwester Stella in New Orleans. Gleich bei ihrer Ankunft ist Blanche entsetzt. Die Schwester wohnt mit ihrem Mann Stanley Kowalski in einer kleinen Zwei-Raum-Wohnung in einem heruntergekommenen Mietshaus. Blanche macht sich gar keine Mühe, ihren Dünkel zu unterdrücken und äußert sich abwertend über Stellas Lebensumstände. Dennoch ist die Jüngere bereit, die Schwester in ihrer Notlage bei sich aufzunehmen.
Regelrecht schockiert ist Blanche, als sie Stanley kennenlernt, einen vor Muskeln und zur Schau getragener Potenz strotzenden Mann mit derben Manieren und einem ausgeprägten Hang zum Alkohol. Blanche lässt ihn nur allzu deutlich spüren, dass er wie unter ihrem Niveau steht. Ihre Schwester aber scheint ihm geradezu hörig zu sein. Zwischen der ziemlich blasierten Blanche und dem animalisch proletarischen Macho Stanley entsteht eine starke Aversion. Ihn und seine Pokerfreunde, mit denen er Karten drischt und die Nächte durchsäuft, vergleicht die feingeistige Frau mit einer »Affenrunde«. Als Blanche Zeugin wird, dass Stanley vor Gewalt gegen seine Frau nicht zurückschreckt, will sie Stella überzeugen, ihren Mann zu verlassen. Stanley belauscht heimlich das Gespräch. Von da an sucht er nach kompromittierenden Fakten in Blanches Vergangenheit, und er wird sie finden. Denn das Bild der moralisch integren, kultivierten Dame, das Blanche von sich selbst zeichnet, hat nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Blanches ätherisches Wesen entpuppt sich als Maske einer verletzten Frau, die die Realität nicht erträgt und an ihr zerbricht.
»Endstation Sehnsucht« von Tennessee Williams wurde 1947 in New York uraufgeführt und später verfilmt. Tennessee Williams erhielt für dieses Meisterwerk den Pulitzer-Preis. In einer psychologisch fein gearbeiteten und spannend konstruierten Versuchsanordnung verhandelt er vielschichtige und zeitlose Themen wie den Kampf der Geschlechter oder die Nostalgie der sich überlegen fühlenden Bildungselite, die dem vehementen Behauptungswillen der vermeintlich unterlegenen Arbeiterschicht nichts entgegenzusetzen hat. Nach eigener Aussage hielt sich Tennessee Williams zurück, in den Konflikten seiner Figuren Partei zu ergreifen.
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- Regie Elias Perrig
- Bühne Wolf Gutjahr
- Kostüme Sara Kittelmann
- Musik Biber Gullatz
- Licht Niko Bock
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Theaterpädagogik Simone Endres
- Juliane Schwabe
(Blanche) - Sophie Maria Scherrieble(Stella)
- Sven-Marcel Voss(Stanley)
- Tobias Loth(Mitch)
- Judith Lilly Raab(Eunice; Eine Mexikanerin)
- Nils Brück(Steve; Arzt)
- Richard Feist(Pablo; Ein junger Kassierer)
- Statisterie(Eine Krankenschwester)
Märchen von Thomas Freyer | frei nach den Brüdern Grimm
Dauer: folgt
»Ein Kater bin ich und auch nicht. Denn manches ist recht sonderlich an mir. Das kann man schnell erkennen …«, so begrüßt der Kater alle kleinen und großen Märchenfreunde in der Weihnachtszeit.
Welches Katzentier kann schon sprechen und zieht freiwillig Stiefel an? Der Müllerbursche Hans jedenfalls ist sehr erstaunt über seinen Kater. Dabei war er zunächst sehr unglücklich, dass er von seinem Vater nicht die Mühle und nicht den Esel, sondern nur einen unnützen Mäusefresser geerbt hat. Außerdem haben ihn seine großen Brüder vom Hof gejagt. Doch Hans soll sich nicht grämen. »Eines Tages kommt die Zeit. Bin nämlich unverschämt gescheit«, verspricht der Kater. Und das ist er, wohl wahr, sowohl unverschämt als auch gescheit. Bald geht er in seinen eleganten Stiefeln im königlichen Schloss ein und aus. Dort ist es ein wenig turbulent, denn der König ist pleite und musste alle seine Diener entlassen. Nur ein einziger ist geblieben, der arme Gustav. Der muss Jäger, Koch, Narr und Hofmusiker in einer Person sein. Zudem muss Gustav auch noch für die Bespaßung des königlichen Nachwuchses sorgen, denn die Prinzessin langweilt sich den lieben langen Tag, weil der Vater sie immer dann zum »Spielen« schickt, wenn es spannend wird. Dabei ist sie doch gar kein Kind mehr. Manchmal weiß Gustav wirklich nicht, wo ihm der Kopf steht, zumal der König ziemlich launisch ist. Der scheucht den armen Diener hin und her und wünscht sich auch noch sein Leibgericht ─ Rebhühner. Dabei gibt es im ganzen Reich keine Rebhühner, nirgends. Doch der Kater weiß, woher er das seltene Federviehbekommt, und ein guter Jäger ist er obendrein. Außer seiner Leibspeise hat der König nur noch einen Wunsch, einen Gatten für seine Tochter. Also macht der schlaue Kater den Müllerburschen kurzerhand zum Grafen und besorgt ihm auch noch ein tolles Schloss und Felder, Wiesen und Wälder, die eigentlich einem bösen Zauberer gehören. Dass das alles gar nicht nötig gewesen wäre, weil die Prinzessin den Hans auch so mag, würzt das bekannte Märchen vom gestiefelten Kater mit einer zusätzlichen Prise Humor.
Angelehnt an das Märchen der Brüder Grimm erzählt Thomas Freyer die Geschichte vom Kater, der seinem menschlichen Freund einen besseren Platz in der Welt verschaffen will, als Familienstück im besten Sinne. Er geht dabei ganz und gar von seinen Figuren aus, deren Nöte Kindern und Erwachsenen gleichermaßen nahe sind. Liebenswert und unzufrieden, egoistisch und unbedarft versuchen sie, ihr Leben ein Stück besser zu machen.
Und wäre der Kater nicht gewesen, wäre es wohl keinem von ihnen je gelungen.
Besetzung folgt
The Play that goes wrong | Komödie von Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields
Deutsch von Martin Riemann
Dauer: folgt
Es ist kurz vor der Premiere von »Mord auf Schloss Haversham«, einem Kriminalstück, das auf einem alten englischen Herrensitz spielt. Darin geht es um Schlossbesitzer Charles Haversham, der ins Jenseits befördert wurde. War es die Verlobte, der Bruder, der Freund, der Butler oder gar der Gärtner? Inspektor Carter nimmt die Ermittlungen auf. Lange haben die ambitionierten Amateurschauspieler auf diesen Premierenabend hingefiebert. Mit viel Liebe haben sie die Kulissen selbst hergestellt. Noch während die ersten Vorstellungsgäste in den aal strömen, werden die letzten Requisiten geordnet. Denn in so einem Kriminalstück muss einfach alles stimmen. Nichts ist so wichtig wie perfektes Timing und präzises Spiel. Doch die Nerven liegen blank. Kaum öffnet sich der Vorhang, passiert den tapferen Laienspielern ein Missgeschick nach dem anderen. Sie befinden sich mitten in einem wahr gewordenen Schauspieleralptraum. Türen klemmen, Requisiten sind nicht an ihrem Platz, Textpassagen werden vergessen oder vertauscht, Teile des Bühnenbildes drohen immer wieder abzustürzen, und außerdem ist der Hund verschwunden. Als dann auch noch die weibliche Hauptdarstellerin durch einen versehentlichen Schlag an den Kopf ohnmächtig wird, ist das Durcheinander perfekt. Aber auch wenn es noch so dicke kommt, die Show muss weitergehen. Ihre Theaterleidenschaft lässt die wackeren Akteure über sich hinauswachsen. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmen sie sich gegen das Chaos: Haltung bewahren und sich ja nur nichts anmerken lassen! Und so schlägt nicht nur die Krimihandlung in »Mord auf Schloss Haversham« verrückte Volten.
Diese Komödie bietet schrägen britischen Humor vom Feinsten: Monty Python, Buster Keaton und Charlie Chaplin lassen grüßen. Außerdem ist sie eine große Liebeserklärung an das Theater. Die drei Autoren und Schauspieler Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields lernten sich als Studenten an der London Academy of Music and Dramatic Art kennen. Schon während des Studiums gründeten sie 2008 die Truppe »Mischief Theatre« und traten mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Impro-Theater und Comedy auf. An »The Play That Goes Wrong« arbeiteten sie in ihrer gemeinsamen Wohnung. Sie übertrafen sich gegenseitig an Witz und abgefahrenen Ideen und landeten damit einen großen Hit. Seit 2012 läuft die Inszenierung ununterbrochen im Londoner West End und wurde 2014 mit dem Preis als Best Comedy ausgezeichnet. Es eroberte den Broadway und nun auch die Bühnen der restlichen Welt.
Besetzung folgt
Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog | von Karl Kraus
Dauer: folgt
Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen; ich habe gemalt, was sie nur taten. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate …«
Das schreibt Karl Kraus, einer der größten Publizisten und Schriftsteller Österreichs, gleich im Vorwort zu seinem Dramenmonument »Die letzten Tage der Menschheit«, in dem er sich mit dem Ersten Weltkrieg auseinandersetzt. Das Besondere: Kraus widmet sich darin nicht der Hölle an der Front. Der Fokus liegt vielmehr auf jenen, die aus sicherer Entfernung im Hinterland den Ersten Weltkrieg erleben, verfolgen, bejubeln und davon profitieren. Tragisches und absurd Komisches gehen dabei Hand in Hand. Über ein Viertel des Textes ist Originalmaterial aus Zeitungen, militärischen Tagesbefehlen, Gerichtsverfahren, Briefen, Predigten und Gesprächen seiner Zeitgenossen. Es handelt sich dabei um keine stringente Handlungsabfolge, sondern um 220 Szenen mit realen Figuren. Mit dabei sind die Kaiser Franz Joseph und Wilhelm II., Soldaten, Pastoren, Journalisten und Zeitungsabonnenten und viele mehr. Die Zitate offenbaren gedankenlose Rücksichtslosigkeit, Dummheit und Verlogenheit. Mit gnadenlosem Wortwitz und bitterer Satire entlarvt Karl Kraus die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges.
Wir lernen Kriegsberichterstatter kennen, die die Auflagen ihrer Medien durch möglichst sensationslüsterne Schilderungen steigern wollen, und erleben Firmenbesitzer, die Angst vor Frieden haben, weil sie durch den Krieg große Profite einfahren. Offiziere werden vorgeführt, die sich in Sicherheit an Festmahlen laben,während ihre Soldaten verhungern und erfrieren. Verbunden werden die Szenen durch zwei Figuren, die in Streitgesprächen das Geschehen kommentieren. Der Optimist befürwortet den Krieg: »Die Guten werden besser und die Schlechten gut. Der Krieg läutert.« Der Nörgler, dem Karl Kraus seine eigene Position in den Mund legt, verabscheut den Krieg: »Er nimmt den Guten den Glauben, wenn er ihnen nicht das Leben nimmt, und er macht die Schlechten schlechter.« Eine der schlimmsten Illusionen über den Krieg besteht laut dem Nörgler in der Rede von dessen regenerativer Kraft und dem Glauben, die Zivilisation werde aus der Katastrophe erneuert hervorgehen.
Die Botschaft dieses monumentalen Werkes ist klar: Frieden ist das Erfordernis allen politischen Handelns. »Die letzten Tage der Menschheit«, entstanden zwischen 1915 und 1922, gilt heute als einer der bedeutendsten pazifistischen Texte der jüngeren Literaturgeschichte. Er lässt jene Mechanismen erkennen, die Kriege entstehen lassen und am Laufen halten, und macht deutlich, wie sich alle zivilisatorischen Gewissheiten unter dem Einfluss der Propaganda auflösen.
- Regie Georg Schmiedleitner
- Bühne Stefan Brandtmayr
- Kostüme Cornelia Kraske
Besetzung folgt
Komische Oper in zwei Akten von Gioachino Rossini | Libretto von Jacopo Ferretti | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln | Gastspiel Theater und Orchester Heidelberg
Dauer: ca. 3 Stunden | inkl. Pause
Tagtäglich sehnt sich Angelina nach einem besseren Leben. Von den zwei garstigen Schwestern abfällig Cenerentola genannt, fristet sie im heruntergekommenen Haus ihres Stiefvaters Don Magnifico ein trostloses und anstrengendes Leben als Dienstmagd. Während die Schwestern fein herausgeputzt an einen wohlhabenden Mann gebracht werden sollen, hat Angelina den Boden zu schrubben. Trotz der vielen Arbeit, Demütigung und Ungerechtigkeit bleibt sie aufrichtig und liebenswürdig. Alles verändert sich, als Alidoro, der Lehrer und Gesellschafter des Prinzen Ramiro, sich auf dem Weg macht, um für seinen Herrn eine geeignete Frau zu suchen und dabei auch die Bekanntschaft der armen Cenerentola macht …
Ein Mythos: ob Cinderella, Cendrillon, Aschenputtel oder die italienische Cenerentola. Musical, Märchen, Ballett – oder italienische Oper. Die Geschichte ist jedem Kind und jedem Erwachsenen geläufig, egal ob Märchenfan oder nicht, und so gehört die Titelheldin, das vom Schicksal benachteiligte junge Mädchen, zu den bekanntesten Figuren im europäischen Raum.
In seiner letzten Oper gelingt es Gioachino Rossini, die hohe Kunst des Belcantos mit der Komik der Commedia dell’arte zu verbinden. Mit »La Cenerentola« schuf er ein musikalisches Meisterwerk, in dem zwischen perlenden Koloraturen und sprudelnden Parlandi die anrührende Geschichte einer jungen Frau steckt, deren gutes Herz gegen die Niedertracht triumphiert.
Das Libretto von Jacopo Ferretti baut auf dem Text von Charles-Guillaume Étienne zu Nicolas Isouards Oper »Cendrillon« (1810) auf, welcher seinerseits auf das gleichnamige Märchen des Schriftstellers und »Märchensammlers« Charles Perrault zurückgeht. Nur in den wesentlichen Grundzügen folgt diese Version dem deutschen Märchen der Brüder Grimm. Der verlorene Tanzschuh und das Erbsenlesen sind bei Rossini nicht zu finden. Die moralische Quintessenz ist jedoch in jeder Variante dieselbe: der Sieg des Guten und Einfachen über Habgier, Arroganz und Unterdrückung.
Wegen der vielen heiteren Elemente wurde die Oper als Auftakt der Karnevalssaison am 25. Januar 1817 im Teatro Valle in Rom uraufgeführt. Das Premierenpublikum reagierte zunächst mit Hohn und Spott. Doch schon bald wich das Desinteresse großer Begeisterung. Noch zu Rossinis Lebzeiten wurde sein Werk zu einem weltweiten Erfolg, es folgten Aufführungen in englischer, deutscher, russischer, polnischer, französischer und tschechischer Sprache. Neben »Il Barbiere di Siviglia« (»Der Barbier von Sevilla«) gilt »La Cenerentola, ossia La bontà in trionfo« (»Das Aschenputtel oder Der Triumph der Güte«) heute als bekannteste und meistgespielte Oper Gioachino Rossinis.
MUSIKALISCHE LEITUNG DANIELE SQUEO
REGIE HOLGER SCHULTZE
CHOREOGRAFIE MICHAEL SCHMIEDER
AUSSTATTUNG JAN HENDRIK NEIDERT & LORENA DÍAZ STEPHENS
Ein Musical von David Bowie und Enda Walsh | nach dem Roman »The Man Who Fell to Earth« von Walter Tevis | Deutsch von Peter Torberg
mit englischen und deutschen Übertiteln
Dauer: folgt
»Look up here, I’m in heaven, I’ve got scars that can’t be seen …« (»Schaut hier hoch, ich bin im Himmel. Ich habe Narben, die nicht zu sehen sind …«)
Es sind die ersten Liedzeilen von David Bowies »Lazarus«, dem titelgebenden Eröffnungssong seines gleichnamigen Musicals. Markante Zeilen. Prophetische Zeilen. Niemand ahnte, dass die Uraufführung des Musicals am 7. Dezember 2015 in New York Bowies letzter öffentlicher Auftritt sein würde. Seine schwere Erkrankunghielt er zu diesem Zeitpunkt geheim. Der Ausnahmekünstler Bowie war an jenem Abend glücklich, sein gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh geschriebenes Musical auf der Bühne zu sehen. Es war ein langgehegter Traum. Seit David Bowie 1976 die Hauptrolle in dem Film »The Man Who Fell to Earth« gespielt hat, beschäftigte ihn der Stoff.
Der Außerirdische Thomas Jerome Newton kommt zur Erde, um Wasser für seinen ausgedörrten Planeten zu besorgen und gründet ein High-Tech-Milliardenunternehmen, um ein Raumschiff für seine Rückkehr bauen zu können. Doch Newton verfällt der Geschäfts- und Konsumwelt mit all ihren Tücken, verliebt sich in das Erdenmädchen Mary Lou und verliert sein Ziel aus den Augen. Zynisch und desillusioniert endet Newton als ein Erdbewohner unter vielen. Doch er kann nicht altern und nicht sterben.
An dieser Stelle stricken Bowie und Walsh die Geschichte weiter. Newton lebt unter uns, verbringt seine Tage vor dem Fernseher und trinkt Gin. Er wird von den Dämonen seiner Vergangenheit gequält, die er im Alkohol zu ertränken versucht, und trauert seiner verlorenen Liebe Mary Lou nach. Seine Unsterblichkeit peinigt ihn, und er sehnt sich nach Erlösung. Als ein junges Mädchen, eine verlorene Seele wie er, in sein Leben tritt, schöpft Newton Hoffnung: Könnte sie ihm dabei helfen, seine lang ersehnte Reise anzutreten?
»Lazarus« versammelt Bowies Welthits wie »Absolute Beginners«, »Heroes«, »This Is Not America« und »Life on Mars?«. Und es enthält vier neue Stücke, die extra für dieses Musical geschrieben wurden, unter anderem das titelgebende »Lazarus« – insgesamt bestimmen 17 großartige Bowie-Songs den Soundtrack. Gut einen Monat nach der Uraufführung von »Lazarus« starb Bowie am 10. Januar 2016. Im Nachhinein wird diese Geschichte des zum ewigen Leben verdammten Mannes, der sich ins Jenseits sehnt, als sein Vermächtnis gesehen. Ein Werk, das zwischen Traum und Wirklichkeit changiert und über die Sinnhaftigkeit menschlichen Daseins philosophiert. Und über den Tod, der zum Leben gehört. Der biblische Lazarus gilt als Symbol der Wiederauferstehung. David Bowie hat sich mit seiner Musik ohnehin unsterblich gemacht.
- Musikalische Leitung Heiko Lippmann
- Regie Thomas Winter
- Choreografie Lidia Melnikova
- Ausstattung Sebastian Ellrich
- Video Konrad Kästner
Besetzung folgt
Zweiteiliger Tanzabend von Stephan Thoss | Musik von John Adams und Igor Strawinsky
Gastspiel Nationaltheater Mannheim Tanz
Dauer: folgt
Das Nationaltheater Mannheim Tanz, seit vielen Spielzeiten dem Theater Heilbronn eng verbunden, präsentiert noch einmal einen großen Tanzabend von Ballettintendant Stephan Thoss, an dem die Compagnie ihre ganze Meisterschaft zeigen kann.
Der Doppelabend »Poem an Minotaurus« und »Le Sacre du Printemps« stellt zwei außergewöhnliche Künstler des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt, die ihre jeweilige Kunstform revolutioniert haben und als Schlüsselfiguren der Moderne gelten. Was Pablo Picassos Kunst an bahnbrechenden Neuerungen für die Malerei bedeutete, brachte Igor Strawinsky an radikalen Modernisierungen für die Musik. Sie waren Freunde, die seit dem Zusammentreffen beim legendären »Ballets Russes« 1917 in Paris eng zusammengearbeitet und sich gegenseitig beeinflusst hatten. Was liegt also näher, als diese zwei Künstlerpersönlichkeiten, die gemeinsam für den Tanz gearbeitet haben, der eine als Bühnen- und Kostümbildner, der andere als Komponist, mit diesem Tanzabend zu würdigen? Ihr Wirken ist bis heute wegweisend und hat auch den Choreografen Stephan Thoss seit vielen Jahren begleitet.
Den Auftakt des Abends bildet das 30-Minuten-Stück »Poem an Minotaurus«, in dem Stephan Thoss seinen poetischen Assoziationen zu Pablo Picasso Raum gibt. Keine Figur findet sich so oft in Picassos Bildern wie der Minotaurus aus der griechischen Mythologie, jenes Wesen mit menschlichem Körper und Stierkopf, dessen Gestalt Vitalität und Energie, aber auch Potenz, Gier und Triebhaftigkeit verkörpert – Ausdruck für das Charisma und das Geheimnis, das Picasso umgab. »Poem an Minotaurus« darf als Ode an einen faszinierenden Künstler und sein Werk verstanden werden, dessen unbändige Leidenschaft der Choreograf mit seiner Arbeit einfängt.
»Le Sacre du Printemps« ist zum Synonym für den spektakulären Startschuss ins moderne Tanzzeitalter geworden – vom Uraufführungsskandal 1913 bis zu den ungezählten choreografischen Zugriffen, die das Stück seither erfahren hat. Stephan Thoss lässt sich bei seiner Choreografie allein von Strawinskys Musik anregen, nimmt das choreografische Potential ausschließlich aus dem Klang und erstellt eine optische Partitur, bei der der Rhythmus den Vorrang vor der Melodie hat. Die Musik entstand im Zeitalter der Industrialisierung, Strawinsky ließ sich von Maschinenbewegungen inspirieren. Die Tänzerinnen und Tänzer verwandeln sich in ihren silbrig glänzenden Trikots selbst in eine unermüdliche Armee von Maschinen, die die anatomischen Leistungsgrenzen des Körpers ausloten und überschreiten. Mit diesem Doppelabend tritt Thoss den Beweis an, wie modern, eigenwillig und zeitlos seine choreografische Handschrift ist, und was für ein besonderes Ensemble er um sich geschart hat.
MUSIKALISCHE LEITUNG JĀNIS LIEPIŅŠ
CHOREOGRAFIE, BÜHNE & KOSTÜME STEPHAN THOSS
Rock-Oper von Andrew Llyod Webber und Tim Rice
Gastspiel Pfalztheater Kaiserslautern
Dauer: folgt
Jesus Christ Superstar – nicht wenigen dürfte bei diesen Worten sofort die dazugehörige Melodie aus der gleichnamigen Rockoper präsent sein. Was für ein großer Wurf von einem Musikstudenten, der damit den Grundstein für seinen Weg als erfolgreichster Musicalkomponist der Gegenwart legte. Andrew Lloyd Webber war Anfang 20, als er 1970 mit dem Texter Tim Rice die tollkühne Idee verwirklichte, die Passion Jesu zu einer Rockoper zu verarbeiten. Zunächst brachten Webber und Rice »Jesus Christ Superstar« als Konzeptalbum heraus, mit dem Deep-Purple-Sänger Ian Gillan als Jesus und Murray Head als Judas. Die Platte verkaufte sich so überragend, dass »Jesus Christ Superstar« bereits 1971 am Broadway in New York uraufgeführt wurde. Über 50 Jahre später, nach
unzähligen Bühnenshows in aller Welt und zwei Verfilmungen, hat das Stück nichts von seiner Vitalität und mitreißenden Kraft eingebüßt.
Die Geschichte der letzten sieben Tage Jesu Christi wird aus der Perspektive seines engen Freundes und späteren Verräters Judas Iskariot erzählt. Judas erlebt, wie die Massen Jesus zujubeln, ihn wie einen Superstar feiern. Doch mit der Zeit sieht er die Ziele, für die Jesus einst stand, schwinden. Der Personenkult, der rund um den »Sohn Gottes« entsteht, macht ihm Angst. Judas warnt Jesus: »Wenn du sie enttäuscht, tun sie dir weh!« Diese Masse an Anhängern erweckt auch Argwohn bei den römischen Priestern, die um ihre eigene Macht fürchten und den populären jungen Mann aus dem Weg räumen wollen. Das gefährdet nicht nur Jesus selbst, sondern auch seine Familie, Freunde und das Leben derer, die wahrhaft an ihn glauben. Judas möchte eigentlich nur das Beste für alle und gerät in eine Situation, in der er zum Verräter wider Willen wird.
Es ist ein bis dahin ungewöhnlicher Blick auf die Passionsgeschichte, deren wichtige Momente in dieser Rockoper nachgezeichnet werden: die Liebe Maria Magdalenas zu Jesus, das letzte Abendmahl, Judas’ Verrat an Jesus, das Todesurteil, der Kreuzweg und Jesu Tod am Kreuz. Es ist eine Geschichte über Ruhm und den letzten Weg eines Idols, über Anbetung und Hass, Glaube und Zweifel, Freundschaft und Verrat, Verzweiflung und Hoffnung. Mit mitreißender Musik und ergreifenden Worten setzten sich Andrew Lloyd Webber und Tim Rice vom religiösen Establishment in den USA der 1970er-Jahre ab. Die Uraufführung stieß auf Proteste christlich-konservativer Gruppen, die vor allem monierten, dass Judas als sympathische Figur dargestellt werde. Dennoch wurde die Rockoper ein großer Erfolg und brachte es allein in der Uraufführungsinszenierung auf 720 Vorstellungen. Hits wie »I Don’t Know How to Love Him«, »I Only Want to Say« oder Herodes’ Song »Try It and See« sprechen für sich selbst. Die Musik kombiniert Rock-, Pop- und auch klassische Elemente. Seit mehr als 50 Jahren berührt und begeistert das Stück die Menschen und warnt vor einem Glauben, der zum Fanatismus wird.
MUSIKALISCHE LEITUNG OLIVER POLS
REGIE & CHOREOGRAFIE PASCALE-SABINE CHEVROTON
AUSSTATTUNG MONIKA BIEGLER
Besetzung folgt
Oper von Giacomo Puccini | Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacose
Gastspiel Staatstheater Meiningen
Dauer: folgt
Es übt eine ungebrochene Faszination aus – das Künstlerleben. Steht es doch für Freiheit, Kreativität, ungestüme Lebenslust, großes Gefühl. Wie sehr es aber auch von Existenzängsten und einem stetigen Auf und Ab begleitet sein kann, das hat Giacomo Puccini in seiner wundervollen Oper »La Bohème« verarbeitet. Sie entstand nach dem Roman von Henri Murger »Scènes de la vie de bohème«, der Puccini sofort gefesselt hat. Denn er erkannte sich selbst in den Protagonisten wieder, erlebte er doch auch solche mittellosen Studienjahre in Mailand. »In dem Buch war alles, was ich suchte und liebe: die Frische, die Jugend, die Leidenschaft, die Fröhlichkeit, die schweigend vergossenen Tränen, die Liebe mit ihren Freuden und Leiden. Das ist Menschlichkeit, das ist Empfindung, das ist Herz«, schwärmte Puccini. Er schuf eine Oper von herzzerreißender Schönheit und exzeptioneller Musikalität.
Sie entführt in die Pariser Künstlerszene Ende des 19. Jahrhunderts. Auf dem Dachboden eines Hauses leben der Schriftsteller Rodolfo, der Maler Marcello, der Philosoph Colline und der Musiker Schaunard in großer finanzieller Unsicherheit zusammen. Es ist Weihnachten, ihre Mansarde ist kalt und Hunger haben sie auch. Zum Glück kommt der Musiker von einem Konzert zurück, hat Wein, Brennholz und ein wenig Geld dabei, das er an diesem Weihnachtstag mit seinen Freunden im Quartier Latin auf den Kopf hauen will. Während die drei anderen sich schon ins Vergnügen stürzen, beendet Rodolfo noch ein Manuskript. Da klopft seine ihm noch unbekannte Nachbarin Mimì, eine Näherin, an die Tür und bittet um Feuer für ihre Kerze. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch ihnen ist kein Glück beschieden, denn Mimì ist schwerkrank. Weil ihr Rodolfo in seiner unsicheren Existenz nicht das bieten kann, was sie braucht, nämlich gute Ärzte, Medizin und warme Kleidung, möchte er sich von ihr trennen, damit sie sich einen wohlhabenden Mann suchen kann. Doch ihre Zuneigung zueinander ist größer. Kann diese große, jedoch so zerbrechliche Liebe den bitteren Winter überleben?
»La Bohème« gilt als Puccinis Meisterwerk, das nicht nur seine Opernästhetik definierte, die er später mit »Madama Butterfly« und »Tosca« manifestierte. Sie war auch wegweisend als Werk des Verismo, einer Strömung, die sich zeitgenössischer und sozialkritischer Stoffe annahm.
Die Meininger Inszenierung fand große überregionale Beachtung und Anerkennung. Denn diese Künstleroper wurde von Markus Lüpertz, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Maler, auf die Bühne gebracht, der – neben Bühne und Kostüm – auch erstmals für die Regie verantwortlich ist. Lüpertz hat in jungen Jahren selbst ein Leben als Bohemien hinter sich. Jeder, der sich auf die Kunst einlasse, spüre die Härte, die zu dieser Existenz dazugehöre, sagt er. Er schuf ein Bühnenbild wie ein übergroßes Bilderbuch von enormem Schauwert, in das sich auch die Figuren wie mit sicherer Hand geführte Pinselstriche einfügen. So ist diese Operninszenierung nicht nur musikalisch ein Genuss, sondern auch visuell einmalig.
MUSIKALISCHE LEITUNG PHILIPPE BACH
REGIE & AUSSTATTUNG MARKUS LÜPERTZ
Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen
von Gotthold Ephraim Lessing
Dauer: folgt
»Sind Christ und Jude eher Christ und Jude als Mensch?«
Jerusalem im 12. Jahrhundert während der Zeit des dritten Kreuzzuges: Der Jude Nathan kehrt von einer Geschäftsreise zurück. Da erfährt er, dass sein Haus gebrannt und seine Tochter Recha nur wie durch ein Wunder überlebt hat. Ein christlicher Tempelherr rettete das Mädchen aus den Flammen. Als Nathan ihm persönlich danken möchte, reagiert der schroff. Er möchte als Christ nicht mit einem Juden verkehren. Doch da er eigentlich ein feinsinniger, kluger Mann ist, verschließt er sich Nathans Argumenten nicht, dass sie beide doch in erster Linie Menschen seien und dann erst Angehörige ihrer Religion. Als der Tempelritter dann auch noch Recha wiedertrifft, verliebt er sich sofort und hält bei Nathan um ihre Hand an. Doch warum weicht Nathan ihm aus? Daja, das Dienstmädchen des Juden, verrät ihm schließlich, dass Recha nur die angenommene Tochter Nathans und eigentlich auch Christin sei. Eine Tatsache, die den Tempelherrn zutiefst empört und die er seinem geistlichen Oberhaupt, dem Patriarchen, zuträgt. Für den steht auf diesen »Raub« eines Christenkindes aus der religiösen Gemeinschaft ganz klar die Todesstrafe. Unterdessen hat Sultan Saladin den überall als Weisen gepriesenen Nathan zu sich gebeten. Er möchte von ihm wissen, welche Religion er für die wahre halte. Nathan erzählt ihm darauf die Parabel von einem Ring, der die Eigenschaft habe, vor Gott und den Menschen beliebt zu machen. Die »Ringparabel« ist als eines der wichtigsten Plädoyers für die Ebenbürtigkeit der drei Weltreligionen in die Literaturgeschichte eingegangen. Eine Religion muss ihre Werte hier und heute leben. Nur im humanen Handeln, in der gelebten sozialen Praxis erweist sich ihr Bestand.
Lessings Nathan gilt als die Gestalt gewordene Idee von Toleranz und Nächstenliebe. Er ist ein Mensch, der in seinem Leben geliebt und gelitten hat, und der von vielen schrecklichen Erlebnissen geprägt wurde. Nathan weiß: Es gibt keine Alternative zur Vernunft. Er verkörpert den aufgeklärten Menschen, der seinem Verstand vertraut und auch andere von dessen Benutzung überzeugen will. Damit gilt »Nathan der Weise« als ein Hauptwerk der Aufklärung. Das friedliche Miteinander der Kulturen und Religionen und das Verständnis füreinander ist existentiell und auch heute eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. 2008 eröffnete Axel Vornam seine Intendanz mit »Nathan der Weise« – damals in der Inszenierung von Alejandro Quintana. Nun, 18 Jahre später, zum Ende seiner Intendanz am Theater Heilbronn, möchte Vornam das Stück erneut auf seine Aktualität hin befragen.
- Regie Axel Vornam
- Ausstattung Tom Musch
Besetzung folgt
Singspiel von Hans Müller und Erik Charell | nach dem Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelberg
Musik von Ralph Benatzky mit musikalischen Einlagen von Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten, Robert Stolz und Hans Frankowski |
Gesangstexte von Robert Gilbert | Gastspiel Theater Ulm
Dauer: folgt
Wo lässt es sich besser Urlaub machen als im beschaulichen Feriengasthof »Zum weißen Rössl« am Wolfgangsee? Nirgendwo! Da sind sich die treuen Stammgäste der Wirtin Josepha Vogelhuber einig. Doch hinter der Salzkammergutidylle bestimmen Verwirrungen, Streitigkeiten um die besten Hotelzimmer und um Firmenpatente, unglückliche Liebesgeschichten und rasende Eifersucht das Geschehen. Der unsterblich verliebte Oberkellner Leopold bemüht sich vergeblich um die Gunst seiner Chefin, der Wirtin Josepha Vogelhuber. Er muss mit ansehen, wie sie ihrem Stammgast, dem Rechtsanwalt Dr. Siedler, schöne Augen macht. Dieser wiederum interessiert sich sehr für Ottilie, die soeben mit ihrem Vater, dem notorisch schlechtgelaunten Berliner Trikotagen-Fabrikanten Giesecke, im »Weißen Rössl« abgestiegen ist. Ottilie allerdings soll Sigismund Sülzheimer heiraten,
den Sohn von Gieseckes härtestem Konkurrenten, um dem unversöhnlichen Streit um das Patent auf eine Herrenhemd-Hose zwischen den beiden Firmen endlich ein Ende zu bereiten. Der schöne Sigismund denkt gar nicht daran, sein Liebesleben in den Dienst des väterlichen Unternehmens zu stellen und bemüht sich lieber um das reizende Klärchen, die Tochter des weltfremden Professors Hinzelmann. Das Chaos ist perfekt und Leopolds Hoffnungen auf Josepha erfahren einen empfindlichen Dämpfer, als er diese bei der Ankunft des Kaisers neben Dr. Siedler stehen sieht. Als Leopold auch noch seine Entlassungspapiere enthält, scheint alles zu spät zu sein. Aber durch die Intervention des Kaisers kommt alles zu einem guten Ende.
Am 8. November 1930 erlebte das »Weiße Rössl« seine glanzvolle Uraufführung im Großen Schauspielhaus in Berlin. Das Singspiel war alles andere als eine harmlose Schmonzette. Es war ein respektloses, frivoles Stück Musiktheater, das aus dem Geist der wilden zwanziger Jahre geboren wurde, und in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Unterfangen, das die Grenzen der alten europäischen Operette gründlich sprengen sollte. Heute gilt das »Weiße Rössl« als einer der berühmtesten Vertreter der Berliner Operette und Vorläufer des deutschen Musicals. Das Werk wurde später im nationalsozialistischen Deutschland wegen seiner jüdischen Mitautoren und wegen seines despektierlichen Umgangs mit der Folklore verboten. Die Revue überlebte im Ausland: In London brachte es das Stück auf über 650 Vorstellungen en suite. Und in New York war »The White Horse Inn« 1936 mit 223 Vorstellungen ein Broadway-Erfolg. Wunderbare Melodien am laufenden Band, Urkomisches und leicht Anzügliches, eine kleine Prise Sentimentalität und herrlich schräge Charaktere – das macht den Charme bis heute aus. Nach wie vor folgt das Publikum gern der Einladung aus dem Titelsong: »Im weißen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür. Es ruft dir zu: Guten Morgen! Tritt ein und vergiss deine Sorgen!«
MUSIKALISCHE LEITUNG NIKOLAI PETERSEN
REGIE BENJAMIN KÜNZEL
AUSSTATTUNG MAIKE HÄBER
von Nico and the Navigators | Einmaliges Gastspiel
Dauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten | inkl. Pause
Vorab: »Dieser Satz ist falsch!« Denn wer die ganze Wahrheit über Lügen sucht, wird im Paradoxon fündig – oder im Theater, wo die erhoffte Erkenntnis auf einer verabredeten Täuschung basiert.
Einen »rauschhaft-eklektischen Musiktheater-Abend mit großer kultur-historischer Brennweite, aber immer auch auf die Gegenwart bezogen« nannte die Berliner Morgenpost diese Produktion. Von den »dunklen Tiefen des klassischen Erbes und der glitzernden Oberfläche aktueller Musik« schrieb Klassik Heute und vom »Meisterspiel der Sinne« Faust Kultur. In diesem bildstarken Musiktheaterabend gilt das Interesse u. a. der stärksten Waffe populistischer PolitikerInnen: der Lüge. Wie effektiv sich dieses uralte Mittel zur Macht einsetzen lässt, hat zuletzt die Präsidentschaftswahl in den USA gezeigt, in der ein schamloser Lügner triumphierte. Aber auch andernorts erstarken rechtsnationale Kräfte oft mit dem gezielten Einsatz von Unwahrheiten, Desinformation und Fake News. Selbst sicher geglaubte demokratische Bündnisse und Abkommen erscheinen mit Blick auf die aktuelle Weltlage alles andere als verlässlich.
In dieser Arbeit wird die Bühne in einen Lügendetektor verwandelt. Optisch wird die Wahrnehmung durch die Verbindung von alten Theaterillusionen und neuen KI-Technologien auf die Probe gestellt. Hier überrascht die Illusion selbst dann, wenn man bei ihrer Verfertigung zusehen und die Funktionsweise im halbtransparenten Spiegelkabinett des Bühnenraumes buchstäblich durchschauen darf. Welch eine Dynamik ein stabiler Trick in Verbindung mit fortschreitender Technologie entwickeln kann, versetzte allerdings selbst die Urheber dieser Versuchsanordnung bei den Proben in Erstaunen: Die digital veränderten Figuren werden von analogen Flächen reflektiert, das Bild überlagert den Gegenstand … ach, das muss man selber sehen!
Die Inszenierung erzählt von Selbsttäuschung und Fremdbestimmung, von falschen Versprechen und entlarvenden Gesten. Es geht – mal augenzwinkernd, mal nüchtern – um die Wahrheit als abstrakte Größe, die im Privaten wie im Politischen existenzielle Wirkung entfalten und ungeahnte Katastrophen herbeiführen kann. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen echten Körpern und falschen Bildern ebenso wie zwischen den Genres – zwischen Barock und Pop, zwischen Gesang, Tanz und Text. Während Rossinis »La callunia« als meteorologische Umschreibung einer von fern heraufziehenden Verleumdung unmissverständlich sein dürfte, ist die Puppen-Arie der Olympia aus »Hoffmanns Erzählungen « eher eine Vorahnung heutiger Trugwelten, in denen künstliche Kreaturen von echten Gefühlen singen. Aber auch Fleetwood Macs »Tell Me Lies« oder John Lennons »Give Me Some Truth« erzählen von den Hürden, die es im Dschungel der Lügen zu überwinden gilt.
REGIE & KÜNSTLERISCHE LEITUNG NICOLA HÜMPEL
MUSIKALISCHE LEITUNG PAUL HÜBNER
BÜHNE & TECHNISCHE LEITUNG OLIVER PROSKE
KOSTÜME BELINDA MASUR, NICOLA HÜMPEL
CHOREOGRAPHISCHE LEITUNG YUI KAWAGUCHI
VIDEO DIEGO MUHR, ROBIN PLENIO, VICTOR GUTIÉRREZ CUIZA, SOPHIE KRAUSE
WIEDERAUFNAHMEN GROsses haus
Eine ungeschichtliche historische Komödie in vier Akten von Friedrich Dürrenmatt
mit englischen Übertiteln
Dauer: folgt
Das römische Weltreich bricht zusammen, doch das scheint Kaiser Romulus kaum zu interessieren. Trotz des rasanten Vordringens der germanischen Truppen unter dem Feldherrn Odokar hat er die Ruhe weg und beabsichtigt keinesfalls, sein Frühstück von schlechten Nachrichten stören zu lassen. Viel wichtiger ist ihm, dass seine Hühner, die allesamt die Namen großer römischer Kaiser oder Philosophen tragen, gut Eier legen. Denn der Zucht des Federviehs gehört seine ganze Leidenschaft. Seit Romulus vor 20 Jahren die Herrschaft über das weströmische Reich übernommen hat, kümmert er sich nur noch um die gackernden Vögel. Sein Palast ist so heruntergekommen wie das ganze Land. Gerade ist sein Finanzminister mit der Staatsschatulle geflohen, sodass er seine Angestellten mit einem der letzten Blätter aus seinem goldenen Lorbeerkranz bezahlen muss. Romulus’ Frau Julia und der noch verbliebene Hofstaat sind in großer Sorge angesichts der weltumstürzenden Meldungen und fordern den Kaiser auf, endlich etwas zu unternehmen. Aber Romulus denkt gar nicht daran. Er ist auch nicht bereit, das Angebot des schwerreichen Hosenfabrikanten Cäsar Rupf anzunehmen, der Millionen in die Rettung Roms hineinstecken würde, wenn er Romulus’ Tochter zur Frau bekäme und das Tragen von Hosen zur Bürgerpflicht erklärt würde.
Mit seiner Faulheit und seinem Desinteresse treibt der Kaiser seine Mitstreiter in die Verzweiflung. Was diese nicht ahnen, ist, dass Romulus mit seiner scheinbaren Lethargie in Wirklichkeit ein höheres Ziel verfolgt. Er arbeitet gezielt am Untergang des römischen Weltreiches, das es aus seiner Sicht nicht verdient hat, weiter zu bestehen, und er sieht sich selbst als Richter seines verkommenen Vaterlandes.
Friedrich Dürrenmatts Komödie spielt vom Morgen des 15. März bis zum Morgen des 16. März 476 und stellt Bezüge zum Untergang des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus her. Allerdings hat er sich nur sehr lose an die Historie angelehnt und diese für ein amüsantes und zugleich analytisch scharfes Denkmodell über den Zusammenbruch hochentwickelter Zivilisationen benutzt, die an ihrer Sattheit und Überheblichkeit, mit der sie die ganze Welt beglücken, zugrunde gehen. Zur Entstehungszeit 1949 lagen die Anspielungen auf Nationalismus und Krieg nahe. Bis 1980 hat Dürrenmatt diesen zeitlos aktuellen Text regelmäßig überarbeitet. Das Setting und die Figuren in »Romulus der Große« sind von absurder Komik. Gleichzeitig blitzt eine grotesk-scharfsinnige Analyse politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge aus dieser Geschichte um den »kaiserlichen Hühnerzüchter« und als »Narren verkleideten Weltrichter «, wie Dürrenmatt ihn selbst nennt, hervor. Ein typischer Dürrenmatt eben!
- Regie Gustav Rueb
- Bühne Florian Barth
- Kostüme Juliane Molitor / Nina Kroschinske
- Musik Fiete Wachholtz
- Licht Niko Bock
- Dramaturgie Christine Härter
- Theaterpädagogik Natascha Mundt
- mit
- Oliver Firit(Romulus Augustus, Kaiser von Westrom)
- Sarah Finkel(Julia, seine Frau; Odoaker, Fürst der Germanen)
- Sophie Maria Scherrieble(Rea, seine Tochter)
- Judith Lilly Raab(Zeno der Isaurier, Kaiser von Ostrom)
- Richard Feist(Ämilian, Römischer Patrizier)
- Tobias D. Weber(Mares, Kriegsminisiter; Phylax, Schauspieler)
- Nils Brück(Tulius Rotundus, Innenminister)
- Felix Lydike(Spurius Titus Mamma, Reiterpräfekt)
- Stefan Eichberg(Achilles/Pyramus, Kammerdiener)
- Sabine Unger(Apollyon, Kunsthändler; Koch)
- Tobias Loth(Cäsar Rupf, Industrieller)
- Lennart Olafsson(Phosphoridos/Sulphurides, Kämmerer; Theoderich, Neffe des Odoaker)
Ein Songdrama von Erik Gedeon
Dauer: ca. 2 Stunden 25 Minuten | inkl. Pause
Das Theater ist schon seit Langem geschlossen und dient nur noch einer Gruppe hochbetagter Schauspieler als regelmäßiger Treffpunkt. Wenn sie in ihren besten Kleidern auf der Bühne zusammensitzen, schwelgen sie in Erinnerungen und durchleben noch einmal ihre Erfolge. Zuweilen scheint die eine oder der andere mit den Bühnenhelden, die sie einst verkörpern durften, zu verschmelzen. Und Liebe, Romantik, Übermut und Lebenslust verschwinden auch nicht, wenn die Knochen schmerzen oder das Haar schütter wird. Wenn nur die strenge Altenpflegerin nicht wäre. Sie erinnert ihre Schützlinge nur allzu gern an deren Gebrechlichkeit und versucht, ihnen mit Vorträgen über Krankheit und Tod die Stimmung zu versauen. Obendrein will sie mit kindischen Übungen die geistige Aktivität ihrer Senioren in Schwung bringen.
Doch kaum dreht dieser Drachen in Frauengestalt den Alten den Rücken, lassen sie es krachen. Da wird geflirtet, getanzt und vor allem gesungen. Mit Songs von »I Love Rock’n Roll«, »I Will Survive«, »Barbie Girl«, »Sex Bomb« oder »Born to Be Wild« springen sie mitten hinein in den musikalischen Jungbrunnen und toben sich aus, bis ihr altes Theater fast abhebt. Große Gefühle und Freude am Leben sind eben keine Frage der Jahreszahlen, und jung bleiben kann man auch, wenn man alt wird.
Inspiriert von dem unglaublichen Erfolg des Buena Vista Social Clubs, jener legendären kubanischen Musiker jenseits der 80, die mit ihrer Spielfreude und ihrem Spaß an der Musik die Welt erobert haben, hat Erik Gedeon diesen musikalischen Abend für Schauspieler kreiert. Seit seiner Uraufführung 2001 im Thalia Theater Hamburg, damals unter dem Titel »Thalia Vista Social Club«, läuft er dort mit großem Erfolg und genießt inzwischen Kultstatus. 2007 kam der Abend unter dem Titel »Ewig jung« am Staatsschauspiel Dresden heraus und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit auf den nationalen Bühnen. Das Erfolgsrezept besteht in der Verbindung von legendären Pop- und Rockklassikern, Schauspiel, schwarzem Humor und einem Hauch Melancholie. Erleben Sie eine Oldie-Party der anderen Art: Das Ensemble des Heilbronner Theaters, optisch um Jahrzehnte gealtert, startet mit diesem Feuerwerk aus bekannten Ohrwürmern einen Angriff auf Ihre Lachmuskeln.
- Musikalische Leitung Heiko Lippmann
- Regie Thomas Winter
- Ausstattung Birgit Stoessel
- Licht Niko Bock
- Dramaturgie Sophie Püschel
MIT
- Sarah Finkel(Schwester Sarah)
- Heiko Lippmann(Herr Lippmann)
- Judith Lilly Raab(Frau Raab)
Stefan Eichberg(Herr Eichberg)
- Oliver Firit(Herr Firit)
- Gabriel Kemmether(Herr Kemmether)
- Juliane Schwabe(Frau Schwabe)
Premieren in der experimenta
La dernière nuit du monde | von Laurent Gaudé | aus dem Französischen von Margret Millischer
Eröffnungspremiere des »Science & Theatre«-Festivals 2025
Dauer: folgt
Die Welt steht unmittelbar vor großen Veränderungen: Die Nacht als Ruhephase für Mensch und Tier wird abgeschafft. Von nun an herrscht 24 Stunden Aktivität in der Arbeits- und Geschäftswelt. Jeder nimmt sich individuell ein kurzes Zeitfenster zum Schlafen. Dieses dauert dank eines neuen Medikaments aber nur 45 Minuten. Nach einer Dreiviertelstunde Schlaf sind die Menschen genauso ausgeruht wie normalerweise nach sieben oder acht Stunden Nachtruhe. Jeder Mensch hat damit eine annähernd doppelt so lange aktive Lebenszeit, wenn er nicht mehr so viel schlafen muss. Er kann fast zweimal so viel leisten. Die Produktivität der Gesellschaft, ja der gesamten Menschheit wächst ins Unermessliche, denn es gibt keine Zeitunterschiede mehr, auf die man Rücksicht nehmen muss. Was für eine Revolution!
Gabor, ein Protagonist dieser Zeitenwende, muss in der letzten richtigen Nacht vor Einführung des nachtlosen Tages ans andere Ende der Welt reisen, um dort die Abschaffung zu begleiten. Seine Frau Lou, die bei gewalttätigen Ausschreitungen der »Schwarze-Nacht-Bewegung« gegen diese gesellschaftliche Transformation verletzt wurde, liegt im Krankenhaus und bittet ihren Mann zu bleiben. Gabor fliegt trotzdem. Tausende Kilometer von ihr entfernt erhält er einen Anruf aus dem Krankenhaus, er möge sofort kommen, wenn er Lou noch lebend sehen will. Aber wegen der weltweiten Systemumstellung geht in der »letzten Nacht« kein Flug mehr. Doch nicht nur in seiner Beziehung bezahlt Gabor einen hohen Preis für seinen Fortschrittsglauben. Die ganze Welt verändert sich unter dem Diktat des unaufhörlichen Wachstums und der stetig steigenden Produktivität, die die Gesetze der Natur komplett auszuhebeln versuchen.
Der in Frankreich überaus renommierte und mit zahlreichen Preisen bedachte Autor Laurent Gaudé hat längst gängige Verfahren und Gedankenexperimente aus Wirtschaft, Medizin und Gesellschaft konsequent zu Ende gedacht. Technisch vorstellbar ist seine Zukunftsvision allemal. Aber Gaudé fragt nach deren Auswirkungen auf Mensch und Natur und stellt zur Diskussion, ob man alles, was die wissenschaftliche Forschung ermöglichen würde, auch tatsächlich umsetzen muss. »Die letzte Nacht der Welt« ist das Gewinnerstück des dritten Dramenwettbewerbs »Science & Theatre« und wird im Science Dome der experimenta seine deutschsprachige Erstaufführung erleben.
Dr. Mirjam Meuser, die Kuratorin des Festivals »Science & Theatre«, sagte in ihrer Laudatio: »In fünf Akten erforscht Gabor in Sprüngen durch die Zeit die tragische Verfallenheit an die Götter des Kapitalismus und dessen intrinsische Motivation, den Menschen zu einer Arbeitsmaschine umzubauen, die rund um die Uhr einsetzbar ist … ›Die letzte Nacht der Welt‹ geht so poetisch wie parabelhaft der Frage nach, was mit uns geschieht, wenn wir 24 Stunden ohne Unterlass produzieren und die Ausbeutung unserer Selbst und der Natur ins Absolute treiben.«
- Regie Elias Perrig
- Ausstattung Beate Fassnacht
- Video Kevin Graber
- Musik Biber Gullatz
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
MIT
- Nils Brück(Gabor)
- Judith Lilly Raab(Lou / Das Orakel-Kind)
- Lisa Wildmann (Gast)(Vania Van DeRoot, Politikerin / Der erste Proband / Die Krankenschwester)
- Sophie Maria Scherrieble(Ilma Mäkinen, Vertreterin des samischen Volkes / Der Arzt / Der Anführer der Schwarze-Nacht-Bewegung)
weitere Informationen folgen
Premieren im komödienhaus │ immer um 20:00 Uhr
Komödie von Folke Braband
Dauer: folgt
Sarah, eine erfolgreiche Immobilienentwicklerin, arbeitet 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Zeit für ein Privatleben bleibt da nicht. Doch so tough sie auch ist, vor einem hat sie mächtigen Respekt, vor ihrem Vater »Big Daddy«. Der hat nun nach längerer Zeit seinen Besuch angekündigt und möchte unbedingt Sarahs Verlobten kennenlernen. Zu dumm, dass es den gar nicht gibt. Aber auf genau solche Fälle hat sich die Agentur »Rent-a-friend« spezialisiert, die Familienmitglieder und Freunde für alle Lebenslagen vermietet. Sarah hat einen gutaussehenden Mittfünfziger geordert, Typ George Clooney, der ihrem Vater einen erfolgreichen Schönheitschirurgen vorspielen soll. Durch eine Verwechslung sitzt dieser Typ jetzt allerdings auf einem Kindergeburtstag fest und bei Sarah erscheint Gabriel, ein viel zu junger Mann im Skaterlook, der nicht im Mindesten ihren Erwartungen entspricht. Zeit für einen Tausch bleibt nicht mehr, außerdem sind die gutaussehenden Männer über 50 rar. In weniger als 20 Minuten muss sich Gabriel die Superman-Vita des angeblichen Verlobten draufschaffen, nebenbei noch einige Grundzüge der Schönheitschirurgie lernen und das natürlichste Verhältnis zu Sarah entwickeln, die er selbstverständlich heiß und innig liebt. Da taucht auch schon Big Daddy Karl auf, an seiner Seite Juanita, eine ehemalige lateinamerikanische Schönheitskönigin. Für seine Tochter will er nur das Beste. Deshalb prüft er ihren Zukünftigen auf Herz und Nieren. Gabriel improvisiert sich um Kopf und Kragen und hat alle Mühe, sich nicht in seinem Lügengespinst zu verirren. Doch wie sieht es eigentlich mit der Wahrhaftigkeit der Gäste aus?
Folke Braband, ein Profi des Boulevardtheaters, ist nicht nur als Regisseur erfolgreich, sondern auch als Autor. Seine Komödie »Rent a Friend« behandelt auf ebenso turbulent-witzige wie charmant-berührende Weise das Thema Schein und Sein und geht der Frage nach, warum wir uns so gerne mit Heldengeschichten schmücken, statt unsere Fehler und Schwächen einzugestehen.
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- Regie Folke Braband
- Ausstattung Stephan von Wedel
- Licht Niko Bock
- Dramaturgie Christine Härter
- MITSabine Fürst (Gast)(Sarah, Immobilienentwicklerin, Single)
- Pablo Guaneme Pinilla(Gabriel, von der Agentur "Rent-a-friend")
- Tobias D. Weber(Karl, Sarahs Vater)
- Birgit Reutter (Gast)(Juanita, Karls dritte Ehefrau)
Die etwas andere Geschichte der Andrews Sisters | Komödie von Murat Yeginer
Gastspiel Komödie im Marquardt
Dauer: ca. 2 Stunden | inkl. Pause
»The Andrews Sisters« waren eine legendäre US-amerikanische Girlgroup und mit über 70 Millionen Platten die ersten echten »Superstars«. Sie stehen für Swingmusik der Extraklasse, Boogie-Woogie, Jazz und Pop gepaart mit südamerikanischem Temperament. Gegründet in den 30er-Jahren erobert das Schwestern-Trio, bestehend aus LaVerne, Maxene und Patty, die Musikwelt. Als die Gruppe ihre Karriere begann, war Patty, die jüngste der drei Schwestern, gerade einmal sieben Jahre alt. Ihre Hits wie »Bei mir bist Du schön«, »Boogie Woogie Bugle Boy« und »Rum and Coca-Cola« sind unsterblich und bringen noch heute die Menschen zum Tanzen. Die Musik begeistert nach wie vor durch ihren Mix aus mehrstimmigem Gesang, swingenden Beats und pulsierenden Rhythmen. Als erste weibliche Vokalgruppe gewinnen die Andrews Sisters 1938 für »Bei mir bist Du schön« eine goldene Schallplatte. Sie singen im Zweiten Weltkrieg für amerikanische Soldaten und treten gemeinsam mit Stars wie Bing Crosby und dem Glenn Miller Orchestra auf. In 17 Kinofilmen wirken sie mit und spielen sich dort meistens selbst. Die Komödie im Marquardt widmet diesen Pionierinnen, die ganze Generationen von Frauen in Pop, Rock und Jazz beeinflusst haben, einen Theaterabend mit viel Musik, der als Gastspiel im Heilbronner Komödienhaus zu sehen sein wird. Das Stück erzählt ihre Geschichte aus der Perspektive der jüngsten Andrews Sister Patty. Sie blickt zurück auf ihr Leben und erinnert sich noch einmal an all die Momente und besonderen Ereignisse in der Karriere der Andrews Sisters. Der Autor und Regisseur des Stückes, Murat Yeginer, lässt auf diese Weise die Andrews Sisters noch einmal lebendig werden. Er erzählt eine Geschichte über Musik, Liebe, Krieg, Hürden und Hoffnungen, gespickt mit vielen bekannten Hits.
MUSIKALISCHE LEITUNG STEFAN HILLER
REGIE MURAT YEGINER
CHOREOGRAFIE SORINA KIEFER
AUSSTATTUNG ANIKE SEDELLO
Besetzung folgt
Chers Parents | Komödie von Armelle und Emmanuel Patron | Deutsch von Kim Langner
Dauer: folgt
Familie Gauthier scheint einem Bilderbuch entsprungen zu sein. Die erwachsenen Geschwister Pierre, Jules und Louise lieben sich sehr, und sie haben auch eine innige Beziehung zu ihren Eltern Vincent und Jeanne, die gerade das Rentenalter erreicht haben. Da bekommen die Kinder eine Nachricht. Sie mögen sich bitte sofort alle in ihrem Elternhaus einfinden. Das kann nur Schlimmes bedeuten. Sollten Mutter und Vater etwa schwer erkrankt sein? Besonders das P.S. unter der Einladung: »Wir lieben euch!« klingt sehr beunruhigend. Und tatsächlich kündigen Vincent und Jeanne an, schon bald nicht mehr im Kreis ihrer Lieben zu weilen. Jetzt, da die Kinder groß sind, würden sie nicht mehr gebraucht. Louise, die mit 32 Jahren immer noch studiert, und Jules, der trotz seiner 35 Lenze jede Woche seine schmutzige Wäsche vorbeibringt, sehen das ein bisschen anders. Aber die Eltern sind unbeirrt. Sie wollen auswandern und in Kambodscha ein Waisenhaus eröffnen. Moment mal! Ein Waisenhaus? Das kostet doch eine Menge Geld. Woher haben die Eltern auf einmal die Kohle? Und wenn sie zu so viel Geld gekommen sind, warum wollen sie dann ihren eigenen Kindern nicht wenigstens ein bisschen davon abgegeben? Doch Jeanne und Vincent lassen nicht mit sich reden. Von da an ist von Liebe und Einigkeit in dieser wunderbaren Familie nichts mehr zu spüren. Was schulden Eltern ihren Kindern?
Armelle und Emmanuel Patron kennen sich bestens mit familiärem Konfliktpotential aus, denn sie sind Geschwister. Seit Jahren arbeiten sie erfolgreich für Film und Fernsehen. »Die lieben Eltern« ist ihr erstes Theaterstück. Es gewann 2022 beim französischen Festival Primeur den Publikumspreis und erfreut sich inzwischen auch auf deutschen Bühnen großer Beliebtheit.
- Regie Jens Kerbel
- Ausstattung Gesine Kuhn
Besetzung folgt
The Unfriend | Komödie von Steven Moffat | Deutsch von Danijel Elburg
Dauer: folgt
Debbie und Peter entfliehen dem Alltag mit ihren pubertierenden Kindern und gönnen sich eine kleine Kreuzfahrt. Alle sind entspannt, man lernt nette Leute kennen. So auch Elsa Jean Krakowski, eine sehr unterhaltsame Frau, die trotz ihrer Schicksalsschläge – ihr Mann ist tot – den Kopf nicht hängen lässt. Man verspricht sich, den Kontakt zu halten und sich gegenseitig zu besuchen. Das ist für Debbie und Peter ebenso leicht dahingesagt, wie schnell vergessen. Nicht aber für Elsa. Nun, der Kurztrip hat zu Hause nichts geändert. Sohn Alex ist notorisch schlecht gelaunt und hängt vorm Computer. Tochter Rosie hält sich für den Nabel des Universums und befindet sich in einem permanenten Empörungsmodus. Und auch bei Debbie und Peter herrscht nach 20 Jahren Ehe nicht mehr eitel Sonnenschein. Da kündigt Elsa Jean Krakowski für eine Woche ihren Besuch an. Debbie weiß überhaupt nicht, was sie von dieser Aufdringlichkeit halten soll. Sie googelt mal eben deren Namen und fällt aus allen Wolken. Was muss sie da lesen? Elsa Jean Krakowski soll mehrere Menschen umgebracht haben! Ausführlich berichten die Medien von dem Verdacht. Man habe ihr die Morde nur nicht nachweisen können. Panik bricht aus.
Hat Elsa nicht in jedem zweiten Satz vom Tod gesprochen? Ausnahmsweise sind sich Peter und Debbie mal einig, dass sie Elsa dringend ausladen müssen. Da klingelt es. Elsa steht vor der Tür, zwei Tage früher als angekündigt. Und schwupps ist sie drin …
Die Frage in dieser Krimi-Komödie von Steven Moffat ist nicht, wer war’s, sondern wer wird der Nächste sein? Eine Pointe jagt die nächste in dieser wunderbar bösen und absurd witzigen Geschichte – schwarzer englischer Humor at its best. Der Autor ist auch der preisgekrönte Verfasser der »Sherlock«-Serie mit Benedict Cumberbatch sowie von »Dr. Who«.
- Regie Gustav Rueb
- Ausstattung Florian Barth
Besetzung folgt
Perfetti Sconosciuti | Komödie von Paolo Genovese | Nach dem italienischen Originalfilm »Perfetti Sconosciuti« von Paolo Genovese |
Deutsch von Sabine Heymann
Dauer: folgt
Vier Freunde treffen sich seit ihrer Schulzeit zusammen mit ihren Frauen einmal im Monat zum gemeinsamen Abendessen. Diesmal sind sie bei dem Schönheitschirurgen Rocco und seiner Frau, der Psychoanalytikerin Eva, zu Gast. Das Essen schmeckt, der Wein fließt in Strömen. Schade nur, dass Peppe seine neue Partnerin nicht mitgebracht hat. Die Freunde waren alle schon sehr neugierig auf sie. Und wie sie so über ihren abwesenden Kumpel Diego diskutieren, dessen Ehe dummerweise wegen einer heimlichen Affäre beendet wurde, die durch eine SMS aufflog, meint Eva: »Wer weiß, wie viele Paare auseinanderbrechen würden, wenn der eine einen Blick ins Handy des anderen werfen könnte?« Das Handy sei schließlich die Blackbox des Lebens, in der alle Geheimnisse gespeichert sind. Und weil die Freunde behaupten, dass sie gar kein Problem damit hätten, die Inhalte ihres Mobiltelefons offenzulegen, schlägt Eva ein Spiel vor: Alle Smartphones kommen während des Essens mit dem Display nach oben auf den Tisch. Sämtliche Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate laut mitgehört, jede noch so kleine WhatsApp wird gezeigt. Was als harmloser Spaß beginnt, artet bald zu einem emotionalen Durcheinander aus – voller überraschender Wendungen und delikater Offenbarungen. Denn in dem scheinbar perfekten Freundeskreis gibt es mehr Geheimnisse und Lebenslügen, als zu erwarten waren.
»Jeder von uns hat drei Leben, ein privates, ein öffentliches und ein geheimes«, diesen Satz stellt Paolo Genovese seinem Stück voran. Die Komödie basiert auf dem Film »Perfetti Sconosciuti« aus dem Jahr 2016, der in Italien ein Riesen-Erfolg war. Er wurde in über 18 Ländern nachgedreht und kam 2019 auch in die deutschen Kinos. Schon bald eroberte der Stoff auch die Bühnen und ist seit 2021 im deutschsprachigen Raum ein Theaterhit.
- Regie Thomas Goritzki
- Ausstattung Heiko Mönnich
Besetzung folgt
Un dîner d'adieu | Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière | Deutsch von Georg Holzer |
Gastspiel Komödie im Marquardt
Dauer: ca. 1 Stunde und 45 Minuten | inkl. Pause
»Warum gehen wir zu Einladungen, von denen wir uns wünschen, dass die Leute absagen?«, fragen sich Patrick und Claudia. Sie sind beruflich sehr eingespannt. Dennoch verbringen sie ihre knapp bemessene freie Zeit mit Freunden, die keine mehr sind, und die man eigentlich nur noch aus Gewohnheit trifft. Das soll anders werden! Da kommt ein neuer Trend ins Spiel, mit dem man derzeit in besseren Kreisen ausgediente Freundschaften beendet: das Abschiedsdinner. Man lädt die alten Freunde, die man loswerden möchte, zu einem ausgesuchten Mahl ein, unterhält sie mit deren Lieblingsmusik, kredenzt die Lieblingsspeisen und bevorzugten Getränke und gestaltet einen unvergesslichen Abend. Am Ende des wunderbaren Treffens winkt man den nichtsahnenden Gästen ein letztes »Au revoir« hinterher und meldet sich nie wieder bei ihnen. Man kann’s ja mal probieren. Die langjährigen Freunde Bea und Toni sollen die ersten Kandidaten für ein Abschiedsdinner sein. Doch nichts klappt wie geplant: Toni erscheint zum verabredeten Termin allein. Und nur allzu bald riecht er den Braten – und beginnt, um die Freundschaft zu kämpfen. Dabei kommen allerlei unliebsame Wahrheiten auf den Tisch.
Unterhaltung in bester französischer Komödien-Tradition: Dem Autorenduo Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière gelingt nach ihrem Welterfolg »Der Vorname« mit diesem Stück eine weitere leichte, geistreiche Komödie voller Sprachwitz, kluger Pointen und tiefer Wahrheiten. Reichlich Amüsement, aber auch Stoff zum Diskutieren und Nachdenken über das Wesen von Freundschaft und langjährigen Beziehungen sind garantiert.
REGIE PASCAL BREUER
AUSSTATTUNG VESNA HILTMANN
premieren in der boxx │ Uhrzeit variiert
von Jan Weiler
Fassung von Petra Wüllenweber
Dauer: folgt
Kim ist 15 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrem jüngeren Halbbruder in einem Nobelviertel von Köln. Sie fühlt sich als Außenseiterin in ihrer Familie, vom Stiefvater nicht akzeptiert, höchstens geduldet. Die Schule lässt sie schleifen und sie testet alle Grenzen aus. Eines Tages wird ihr Halbbruder durch Kims Schuld schwer verletzt. In den Ferien darf sie deshalb nicht mit der Familie nach Florida, sondern wird zu ihrem Vater geschickt: Ronald Papen, den sie seit 13 Jahren nicht gesehen hat.
Von ihrem leiblichen Vater kannte sie bisher nur ein verblichenes Foto. Als sie zwei Jahre alt war, soll er sie und ihre Mutter verlassen haben. Aus den dürren Informationen hat sich Kim ein eigenes Bild zusammengepuzzelt. Doch Ronald Papen entpuppt sich ganz und gar nicht als mächtiger Geschäftsmann, als den sie sich ihn immer ausgemalt hat. Tatsächlich lebt er in einer Lagerhalle im Duisburger Hafen mit einem riesigen Bestand alter DDR-Markisen, die er seit Jahren mehr schlecht als recht zu verkaufen versucht.
Nach anfänglichem Fremdeln kommen sich die beiden näher. Kim verbringt einen verrückten Sommer. Am Ende der Ferien hat sich beider Leben für immer verändert. Das Mädchen ergründet zudem das Geheimnis, welches dazu führte, dass ihr Vater vor 13 Jahren einfach verschwunden ist.
Jan Weilers Roman »Der Markisenmann« aus dem Jahr 2022 ist eine wunderbar spannende Geschichte mit liebenswert-kauzigen Charakteren – zum Brüllen komisch und zugleich ein tiefgründiges Nachdenken über Schuld und Verantwortung. Das Theater Heilbronn bringt die Bühnenfassung des Romans als Uraufführung heraus.
- Regie Petra Wüllenweber
- Ausstattung Matthias Werner
Besetzung folgt
von Roman Eich
Dauer: folgt
Eines Tages verschwindet die Künstliche Intelligenz LUCID aus einem Forschungslabor in Zürich. Zwölf Jahre später macht Astrophysiker Haase eine merkwürdige Entdeckung auf dem Merkur. Dessen Rückstrahlungsvermögen verringert sich kontinuierlich – der Merkur wird dunkler.
Langsam wird klar, dass die künstliche Intelligenz sich unbemerkt von der Erde zum Merkur begeben hat und dort haufenweise Solarpanels errichtet, die die Sonnenenergie absorbieren. Wenn das so weitergeht, wird die Sonnenstrahlung für das Leben auf der Erde bald nicht mehr ausreichen. Doch LUCID braucht die Menschen nicht und arbeitet ungerührt weiter am Projekt der Selbsterhaltung und Weiterentwicklung, was nebenbei die Zerstörung seiner eigenen Schöpfer bedeutet.
Roman Eich schafft es, Humor mit Physik und Wissenschaftsethik zu einem faszinierenden Gedankenspiel zu verweben. So erzählt er auf unterhaltsame Weise von den Folgen für die Menschheit, sollte sich das Machtverhältnis zu einer Künstlichen Intelligenz einmal umkehren. Das Stück gewann den mit 5000 Euro dotierten zweiten Preis und den Publikumspreis beim Internationalen Dramenwettbewerb »Science & Theatre« 2023. Laudator Dr. Wolfgang Hansch würdigte: »Wir geben viel Geld für die Entwicklung von KI aus, erkennen aber nicht, dass sie uns selbst mit unseren Unzulänglichkeiten in Frage stellen kann. […] Da offenbar der Mensch nicht die richtigen Schlüsse aus seinem derzeitigen Handeln zieht, tut es die von uns erschaffene KI – vielleicht in gleicher egozentrischer Art und Weise, aber intelligenter, perfektionierter und viel schneller.«
- Regie Nicole Buhr
- Ausstattung Gesine Kuhn
Besetzung folgt
von Jens Raschke
Dauer: folgt
Jette ist gerade zehn geworden. Ihr Papa sagt, das nennt man zweistellig. Es gibt Leute, die werden sogar dreistellig. Einhundert Jahre. Und noch mehr! Jettes Bruder Emil ist nur sechs geworden. Das ist bloß einstellig. Emil war ihr kleiner Bruder. Er war sein ganzes Leben lang krank. Vor einem Jahr ist er gestorben. Manchmal geht Jette auf den Friedhof und erinnert sich an Emil, an sein Lachen, seine Träume und wie sie auf der Beerdigung seinen Sarg bunt angemalt haben.
Sie fragt sich: »Warum müssen Menschen sterben? Was kommt nach dem Tod? Geht es Emil jetzt besser?« All das hat sie auch ihren Vater gefragt. Aber der weiß auf viele Fragen auch keine Antwort. Das hat Jette längst gemerkt. Als sie in einem Urlaub in Dänemark zusammen einen Staudamm gebaut haben, fragte sie, ob die Fische hinter der kleinen Staumauer nicht nach Hause müssen zum Schlafen? Schlafen Fische überhaupt? Wusste
der Vater nicht. Auch nicht, ob Blindschleichen niesen. Die schwarzen Wolken, die sich nach dem Tod ihres Bruders in Jette ausgebreitet haben, werden jetzt, ein Jahr später, langsam heller. Ob sie eines Tages richtig weiß werden? Keine Ahnung! Aber vielleicht müssen sie das ja gar nicht.
Der Tod wird im Kindertheater häufig thematisiert: »Aber selten so einfühlsam, wie es Jens Raschke gelingt«, würdigt Paul Maar. Raschke hat ein undogmatisches, zuweilen sehr heiteres und manchmal auch trauriges Einpersonenstück über eines der letzten Tabuthemen unserer Zeit geschrieben. Ein Stück über den Umgang mit den kleinen, großen und letzten Fragen des Lebens.
- Regie Stefanie Roschek
- Ausstattung Georg Burger
Besetzung folgt
von Frida Nilsson
Bühnenfassung von Karin Drechsel | Deutsch von Friederike Buchinger
Dauer: folgt
Siri lebt mit ihrem alten Vater und der jüngeren Schwester Miki auf einer Insel im Eismeer. Das Leben ist hart, sie angeln und sammeln Beeren, um satt zu werden. Eines Tages lässt Siri ihre kleine Schwester beim Beerensammeln allein und kann nur noch aus der Ferne beobachten, wie die Mannschaft des gefährlichen Piraten Weißhaupt die kleine Miki entführt. Alle fürchten Weißhaupt, den gefährlichsten Mann des Eismeeres. Jeder weiß, dass er kleine Kinder im Bergwerk für sich schuften lässt, um immer reicher zu werden. Keiner wagt es, sich ihm in den Weg zu stellen. Siri fühlt sich schuldig an der Entführung ihrer Schwester. Deshalb macht sie sich ganz allein auf den Weg, um Miki zu befreien. Sie heuert auf der »Sturmvogel« an. Der Schiffskoch Frederik wird ihr Freund, aber der Kapitän meint es nicht gut mit ihr und setzt sie aus. Doch Siri gibt nicht auf. Unbeirrt setzt sie ihre Suche fort. Sie trifft auf eine Jägerin von Eiswölfen und den Jungen Einar, dessen Mutter die stärkste Frau auf den Eismeerinseln ist, und auf zwielichtige Seemänner. Mit Mut, Durchhaltevermögen und praktischem Verstand findet sie schließlich den Rückzugsort des Piraten. Wird es ihr gelingen, seinem Treiben ein Ende zu bereiten?
Die vielfach preisgekrönte schwedische Autorin Frida Nilsson erzählt mit »Siri und die Eismeerpiraten« ein atemberaubend spannendes Abenteuer über Freundschaft und Mut. Auf kindgerechte Weise untersucht sie darin ganz nebenbei auch existentielle Themen wie: Darf man Tiere und Menschen für seine Zwecke ausbeuten? Wie stellt man sich seiner Angst? Und hinterlässt nicht alles, was man tut, seine Spuren?
- Regie Sarah Speiser
- Ausstattung Eva Butzkies
Besetzung folgt
von Sven Nordqvist
Bühnenfassung von Nicole Buhr, Christine Härter und Lukas Schneider
Dauer: folgt
Pettersson lebt gemeinsam mit seiner Katze Findus und den verrückten Hühnern auf seinem gemütlichen Hof. Manchmal ärgert Findus die Hühner und sie haben viel Spaß miteinander.
Doch eines Tages wird alles anders. Pettersson hat den Hahn Caruso vor Gustavssons Suppentopf gerettet und ihn mit nach Hause gebracht. »Pass mal auf, wie sich die Hühner freuen«, frohlockt er. Und tatsächlich sind die Hühner ganz närrisch vor Begeisterung und schenken Findus gar keine Beachtung mehr. Findus findet den Gockel einfach affig, wie er so herumstolziert und sich von den tüdeligen Hühnern bewundern lässt. Nichts macht mehr Spaß, seit Caruso auf den Hof gekommen ist. Immer, wenn die Katze mit den Hühnern spielen will, wird sie vom Hahn vertrieben. Damit nicht genug, kräht Caruso fast ohne Unterlass und so laut, dass der Holzstapel zusammenfällt.
Findus fühlt sich vernachlässigt und ausgeschlossen: »Warum darf Caruso ständig so laut sein und ich nicht?« Pettersson antwortet: »Ein Hahn muss krähen«, obwohl er den Lärm selbst kaum aushält. Findus ist entschlossen, etwas gegen den Hahn zu unternehmen, und heckt einen Plan aus, wie Caruso das Krähen abgewöhnt werden kann.
»Findus und der Hahn im Korb« ist ein weiteres herzerwärmendes Abenteuer aus der Reihe um Pettersson und Findus, die in der BOXX als Schauspiel mit Figurentheater fortgesetzt wird. Diese charmante Geschichte thematisiert auf humorvolle Weise Gefühle wie Eifersucht und das Bedürfnis nach Anerkennung und Freundschaft.
- Regie Nicole Buhr
- Ausstattung Ariane Königshof
- Figurenspiel Lukas Schneider (Gast)
Besetzung folgt
wiederaufnahmen in der boxx
von Sven Nordqvist
Bühnenfassung von Nicole Buhr
Dauer: 50 Minuten
Pettersson wohnt mit seinen verrückten Hühnern in einem kleinen, gemütlichen Haus auf dem Land und es geht ihm gut. Aber manchmal fühlt er sich ein bisschen einsam. Da schickt ihm seine Nachbarin Beda Andersson einen Pappkarton mit piepsendem Inhalt und der Aufschrift »Findus grüne Erbsen«. Als Pettersson den Karton öffnet, sitzt darin ein Katzenjunges und sieht Pettersson in die Augen. Ihm wird sofort warm ums Herz. »Hej, Findus grüne Erbsen«, sagt Pettersson und beschließt, dass die kleine Katze bei ihm wohnen soll. Von nun an wird alles viel leichter für Pettersson, denn das Haus ist nicht mehr leer. Und er hat jemanden, mit dem er reden kann und der nicht sofort gackernd davonläuft wie die Hühner.
Pettersson redet sehr viel mit der Katze und liest ihr Geschichten vor. Kein Wunder, dass Findus bald selbst anfängt zu sprechen. Jeden Morgen weckt die wilde Katze den Mann und beide beginnen einen Tag voller Abenteuer und Entdeckungen. Aber was für ein Schreck! Eines Morgens ist Findus verschwunden. Zum Glück gibt es die Mucklas, die Pettersson zwar nicht sehen kann, die ihm aber mit schlauen Tricks helfen, seine kleine Freundin wiederzufinden.
Die Geschichten über Pettersson und Findus von Sven Nordqvist gehören zu den schönsten Bilderbüchern für Kinder. Fans auf der ganzen Welt lieben die Abenteuer des erfindungsreichen Pettersson und seiner neugierigen Katze. Jetzt kommt die Geschichte als Schauspiel mit Figurentheater auf die Bühne der BOXX.
- Regie Nicole Buhr
- Ausstattung Ariane Königshof
- Figurenspiel Lukas Schneider (Gast)
- Licht Johannes Buchholz
- Dramaturgie Christine Härter
- Theaterpädagogik Simone Endres
- Max Lamperti(Pettersson)
- Magdalena Lehnen(Findus)
- Lukas Schneider (Gast)(Hühner, Mucklas, Dachs, u.a.)
35 Kilos d'Espoir | nach dem Roman von Anna Gavalda | Übersetzt von Ursula Schregel | Bearbeitet von Petra Wüllenweber
Dauer: folgt
»Ich hasse die Schule. Nichts ist schlimmer auf der Welt«, verkündet der 13-jährige David voller Inbrunst. Lesen und Rechnen fallen ihm schwer. Hausaufgaben sind eine Qual. Dass er sich nicht konzentrieren könne, diagnostiziert der Psychologe. Seine Eltern streiten sich seinetwegen, aber auch weil ihre Liebe im Alltag verschüttgegangen ist. Nur bei seinem Großvater Léon fühlt David sich verstanden. Dessen Werkstatt ist für den Jungen das Paradies. Dort kann er basteln und bauen und immer neue Geräte erfinden, denn darin ist er überragend gut. Leider gibt’s dafür keine guten Noten in der Schule.
Um sich bei seinen Mitschülern beliebt zu machen, spielt er den Klassenclown. So mancher Lehrer findet das überhaupt nicht lustig. David bleibt zum zweiten Mal sitzen und fliegt von der Schule. Seine Eltern wollen ihn aufs Internat schicken, doch wer nimmt schon einen wie ihn. Als er auf ein Internat mit technischer Ausrichtung stößt, wird sein Ehrgeiz geweckt. Dafür würde es sich lohnen, sich anzustrengen. Angespornt von seinem Großvater, der ihn auffordert: »Nimm dein Leben in die Hand!«, unternimmt er alles, um auf diese Schule zu kommen. Er will endlich seine Stärken nutzen und sich nicht mehr von seinen Schwächen unterkriegen lassen.
»35 Kilo Hoffnung« von Anna Gavalda ist eine warmherzige Geschichte über einen Jungen, der in unserem Schulsystem, das viel zu selten individuelle Begabungen fördert, nicht zurechtkommt. Aber wenn es nur einen Menschen gibt, der an einen glaubt, dann besteht die Chance für jeden, den eigenen Weg ins Leben zu finden.
- Regie Elias Perrig
- Ausstattung Wolf Gutjahr
- Dramaturgie Mara Goga
- Theaterpädagogik Simone Endres
- Max Lamperti(David)
- Thomas Fritsche (Gast)(Opa Léon, Vater u.a.)
- Magdalena Lehnen(Mutter, Oma u.a.)
Storia di un No | von Annalisa Arione und Dario de Falco | Deutsch von Brigitte Korn-Wimmer
Deutschsprachige Erstaufführung
Dauer: ca. 1 Stunde 25 Minuten | keine Pause
Martina ist 14 und lebt allein mit ihrem Vater, der immer für sie da ist und großartige Lasagne zubereiten kann. Sie kommt gut klar in der Schule, feiert Pyjama-Parties mit ihren Freundinnen und träumt vom ersten Kuss mit Sebastian. Ganz romantisch muss er sein. Den ersten Kuss erlebt sie aber mit Alessandro, einem gut aussehenden Jungen mit Markenklamotten, der jeden Morgen 20 Minuten seine Haartolle stylt. Und dieser Moment ist ganz anders, als sie ihn erwartet hat.
Die beiden lernen sich kennen, als Martina im Park von einem Mann belästigt wird. Alessandro hilft ihr, begleitet sie nach Hause. Sie schauen sich tief in die Augen und beide wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Schmetterlinge im Bauch, sie können nicht aufhören, aneinander zu denken, sich festzuhalten und zu knutschen. Fühlt sich so Liebe an? Alessandro ist sich dessen ganz sicher. Er will keinen Moment mehr ohne Martina sein. Wenn er mit ihr zusammen ist, vergisst er den Stress zu Hause, wo sein Vater ständig die Mutter anschreit. Martina mag ihn auch sehr, aber sie fühlt sich schon bald erdrückt. Er wird eifersüchtig, wenn sie Zeit mit anderen verbringt, hält sie davon ab, in die Schule zu gehen, fordert einen Liebesbeweis nach dem anderen. Martina wird das alles zu viel, aber sie bringt es nicht fertig, »Nein« zu sagen.
Die »Geschichte eines Nein« erzählt vom ersten Kuss, der nicht so ist, wie man ihn sich erträumt hat, von Familien, die nicht so sind, wie wir sie gerne hätten, von Liebe, die mit einem Besitzverhältnis verwechselt wird. Es ist die Geschichte von Martina, die sich dafür entscheidet, Grenzen zu setzen.
- Regie Sarah Speiser
- Ausstattung Eva Butzkies
- Dramaturgie Nicole Buhr
- Theaterpädagogik Natascha Mundt
- Magdalena Lehnen(Martina u.a.)
- Chris Carsten Rohmann(Alessandro u.a.)
nach der Novelle von Thomas Mann
Bühnenfassung von Nicole Buhr und Mirjam Meuser
Dauer: ca. 1 Stunde 35 Minuten | keine Pause
»Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm.« Mit diesen Worten beginnt Thomas Manns Novelle »Mario und der Zauberer« aus dem Jahr 1930, in welcher der Autor Erlebnisse aus einem eigenen Italienurlaub im Sommer 1926 verarbeitet. Er schildert die sich ausbreitende nationalistische Stimmung im Land.
Der Ich-Erzähler macht Urlaub im Grandhotel im Badeort Torre di Venere. Eindeutig werden die Italiener bevorzugt behandelt. Abwechslung verspricht die groß angekündigte Schau des Hypnotiseurs Cipolla. Dieser verwachsene Mann mit bösen Augen scheint eine unendliche Macht über sein Publikum zu haben. Er zwingt manche Zuschauer, unmögliche Dinge zu tun, und bricht offenbar ihren Willen.
»Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert, aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere«, nimmt Cipolla den Besuchern der Show die Hoffnung, ihm widerstehen zu können. Trotz seines entwürdigenden Treibens verfolgt das Publikum gefesselt und mit angewiderter Bewunderung das sich vor ihren Augen steigernde Schauspiel. Als der Kellner Mario das nächste Opfer von Cipollas bösartiger Manipulation wird, nimmt der Abend eine dramatische Wendung. »Mario und der Zauberer« wurde im Nachhinein als Parabel auf den heraufziehenden Faschismus gedeutet: Cipolla als Verführer und Lenker der Massen, dem man sich trotz innerer Widerstände nicht entziehen kann, fand damals seine Pendants in der Politik und er findet sie auch heute: unheimlich und brandgefährlich.
- Regie Nicole Buhr
- Ausstattung Gesine Kuhn
- Licht Johannes Buchholz
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Theaterpädagogik Natascha Mundt
Besetzung folgt
von Vera Schindler
Dauer: ca. 1 Stunde 5 Minuten | keine Pause
Die drei Kinder Kenny, Bente und Layla wohnen im höchsten Haus der Stadt. Dort, wo die Briefe mit Mahnungen und Zahlungserinnerungen aus den Briefkästen quellen und die Hausflure verstopfen. Wo die Eltern wenig Zeit für ihre Kinder haben, weil sie arbeiten oder sich nicht für sie interessieren. Kenny malt überall und bei jeder Gelegenheit und liebt Schlumpfeis, Bente ist ein Wortkünstler und kennt sich bestens mit Spinnen aus, und Layla kann mit ihrer Origami-Kunst die verrücktesten Dinge erschaffen. Die drei kommen auf die Idee, aus den sinnlosen Briefen, die die Bewohner des Wolkenkratzers sowieso nicht öffnen, weil sie die Rechnungen nicht bezahlen können, ein Papierhaus zu erschaffen. Die Kinder werden unzertrennlich und bilden die Gang aus dem Papierhaus. Dank ihrer Gemeinschaft sind sie stark, wenn die Kinder aus den Steinhäusern sie ärgern. Sie entwickeln Superkräfte beim Erledigen der Hausaufgaben und eine Fantasie, die ihnen Flügel verleiht.
Mit Poesie und anarchischer Vorstellungskraft sprengt Autorin Vera Schindler Mauern aus Vorurteilen, legt ein gewitztes Fundament aus Empathie und überbaut es mit skurriler Komik. »Wolkenrotz« ist ein berührendes Plädoyer für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und zeigt, dass Mut nicht nur Berge, sondern manchmal auch Wolkenkratzer versetzen kann.
Das Stück wurde mit dem Förderpreis des Berliner Kindertheaterpreises 2021 und dem Förderpreis des Jugendtheaterpreises Baden-Württemberg 2022 ausgezeichnet.
- Regie Stefanie Roschek
- Ausstattung Aylin Kaip
- Licht Johannes Buchholz
- Dramaturgie Nicole Buhr
- Theaterpädagogik Simone Endres
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Besetzung folgt
Ein Recherche-Projekt zum 40. Jahrestag des Pershing-Unglücks auf der Heilbronner Waldheide von dura & kroesinger
In Kooperation mit dem Heilbronner Stadtarchiv
Dauer: folgt
Am 11. Januar 2025 jährt sich der Pershing-Unfall auf dder Heilbronner Waldheide zum 40. Mal. Es war dieses Ereignis, bei dem drei amerikanische Soldaten getötet und 13 weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden, das die Stadt für einen kurzen Moment zum Mittelpunkt der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er-Jahre werden ließ. Die Explosion eines Pershing-II-Raketenmotors in unmittelbarer Nähe der auf der Waldheide gelagerten Atomsprengköpfe hatte nicht nur die Heilbronner aufgeschreckt. Tausende Menschen demonstrierten am 2. Februar 1985 mit einem Schweigemarsch von Heilbronn zur Waldheide gegen die Raketenstationierung und ab dem 8. Februar begann eine unbefristete Blockade des Pershing-Standorts. Plötzlich war auch dem Letzten klar, wie schnell es in unmittelbarer Nähe der Stadt zu einer Katastrophe kommen konnte. Knapp zwei Wochen nach dem Unglück, fasste der Heilbronner Gemeinderat, der sich zuvor jahrelang mit dem »Raketenstandort Waldheide« nicht befassen durfte, den einstimmigen Beschluss zu dessen Beseitigung. In der Folge demonstrierte nun die Heilbronner Bürgerschaft gemeinsam mit lokalen und überregionalen Friedensaktivisten sowie prominenten Vertretern der Friedensbewegung gegen die unmittelbaren Auswirkungen des NATO-Doppelbeschlusses. Die Proteste nahmen für die Verantwortlichen in der Politik derart beunruhigende Formen an, dass der damalige Verteidigungsminister Manfred Wörner am 25. April 1985 nach Heilbronn kam, um die Bevölkerung zu beruhigen — ohne Erfolg. Die Proteste endeten letztendlich erst mit der Unterzeichnung des INF-Vertrags im Jahre 1987.
Was ist seither nicht alles geschehen? Zwei Jahre nach dem Unglück sicherten sich die Großmächte im INF-Vertrag wechselseitig ihre Abrüstungsbemühungen zu, knapp fünf Jahre später fiel die Berliner Mauer. Das Ende des Kalten Krieges war absehbar und manifestierte sich endgültig mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1993. Auf einmal schien — zumindest für kurze Zeit — eine Welt denkbar, die nicht in bipolaren Machtverhältnissen aufging, eine offene, befriedete Welt, in der diplomatische Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen das Wettrüsten zwischen den Großmächten abgelöst hatten. Eine Utopie, der nur kurze Dauer beschieden war.
Das Gedenken an den Tag des Pershing-Unfalls auf der Heilbronner Waldheide nehmen dura & kroesinger zum Ausgangspunkt für ihr Recherche-Projekt. Wie kam es zur Stationierung der Pershing-II-Raketen in Heilbronn im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses? Was wusste die Stadtpolitik darüber und warum wurde die Bevölkerung nicht über den Raketenstandort informiert? Welche Bedeutung hatten die Raketenstationierung und das Waldheide-Unglück für Heilbronn? Und welche Spuren haben der Unfall und seine Folgen in der Heilbronner Zivilgesellschaft hinterlassen? Das dokumentarische Theaterprojekt befragt Vorgeschichte und Auswirkungen dieses einschneidenden Ereignisses der Heilbronner Stadtgeschichte — immer mit Blick auf unsere Gegenwart. So entsteht ein Theaterstück spezifisch für die Stadt Heilbronn, das die lokalen Verhältnisse mit der bundesdeutschen Wirklichkeit damals wie heute in Beziehung setzt.
- Regie & Konzept Regine Dura / Hans-Werner Kroesinger
- Text Regine Dura
- Ausstattung Jessica Rockstroh
- Musik Jonas Marc Anton Wehner
- Licht Johannes Buchholz
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Theaterpädagogik Natascha Mundt
- Pablo Guaneme Pinilla
- Lisanne Hirzel
- Gabriel Kemmether
- Juliane Schwabe
- Sven-Marcel Voss
premieren im salon3 │ immer um 20:00 Uhr
Liederabend mit Lisanne Hirzel, Lennart Olafsson und Johannes Zimmermann (Klavier)
Dauer: folgt
Das Leben ist kein Wunschkonzert!? Von wegen – Mitglieder des Ensembles erfüllen Ihnen unter der musikalischen Leitung von Pianist Johannes Zimmermann ab dem 27. September 2025 im Salon3 Ihre Musikwünsche! Manche Lieder begleiten uns ein Leben lang und werden zum Soundtrack unseres Lebens. Welcher Song lässt bei Ihnen unvergessliche Erinnerungen wach werden oder verbindet Sie mit einem besonderen Menschen? Welches Lied spricht Ihnen aus dem Herzen oder hat Sie durch schwere Zeiten begleitet? Wir suchen unter dem Titel »Soundtrack deines Lebens« für diesen außergewöhnlichen Liederabend Ihre persönlichen Geschichten, die Sie mit der Musik verbinden. Unter allen Einsendungen wählen wir die berührendsten, skurrilsten oder lustigsten Anekdoten und die dazugehörigen Lieder aus. Und mit etwas Glück hören Sie Ihren Wunschtitel und Ihre Geschichte live auf der Bühne.
Und so funktioniert’s:
Schreiben Sie uns bis zum Einsendeschluss am 10. Juni 2025 Ihren Musikwunsch und Ihre persönliche Anekdote zum Lied entweder per Post an:
Theater Heilbronn
Dramaturgie
Kennwort »Wunschkonzert«
Berliner Platz 1
74072 Heilbronn
oder geben Sie Ihre Zuschrift persönlich an der Theaterkasse ab.
Gern können Sie uns auch eine E-Mail senden an wunschkonzert@theater-hn.de.
Machen Sie den Abend zu Ihrem Wunschkonzert oder überraschen Sie einen besonderen Menschen mit einem musikalischen Gruß. Freuen Sie sich auf einen Liederabend, der so vielfältig und überraschend ist wie das Leben.
- Konzept & Einrichtung Sophie Püschel
- Musikalische Leitung Johannes Zimmermann
- Bühne Karin von Kries
- Kostüme Jochen Friebertshäuser
- Licht Kevin Mast
MITLisanne Hirzel
Lennart Olafsson
Johannes Zimmermann
Every Brilliant Thing | von Duncan Macmillan mit Jonny Donahoe | Deutsch von Corinna Brocher
Dauer: folgt
Eiscreme kommt auf Platz 1, gefolgt von Wasserschlachten auf Platz 2, Länger-Aufbleiben und Fernsehen auf Platz 3. Die Farbe Gelb nimmt Platz 4 all der schönen Dinge ein, für die es sich unbedingt zu leben lohnt. Im Alter von sieben Jahren hat der Erzähler angefangen, diese Liste zu schreiben. An dem Tag, als seine Mutter versuchte, sich das Leben zu nehmen und sein Vater vor lauter Erschütterung auch nicht mehr mit ihm reden konnte. All das Schöne auf der Liste sollte dabei helfen, dass seine Mama auch erkennen würde, warum das Leben schön ist, hoffte er. Wann immer ihm die Liste in die Hände fällt, fügt er weitere Dinge hinzu. Als er sich zum ersten Mal verliebt, schreibt er Punkt 517: »Mit jemandem so vertraut sein, dass man ihn nachgucken lässt, ob man Brokkoli-Reste zwischen den Zähnen hat«. Jahre später ist es Notiz Nummer 253. 263: »Das Gefühl von Ruhe nach der Erkenntnis, dass es, obwohl man in der Patsche steckt, nichts gibt, was man dagegen ausrichten kann.«
»›All das Schöne‹ ist ein umwerfend komisches Stück über Depression – und womöglich eines der komischsten Stücke überhaupt« (The Guardian). Hinreißend, herzergreifend und gänzlich unsentimental. Duncan Macmillan findet das perfekte Gleichgewicht zwischen dem, was einen am Leben verzweifeln lässt, und dem, was es so wunderbar macht.
- Regie Nicole Buhr
- Ausstattung Gesine Kuhn
Besetzung folgt
Monologstück für einen Hund mit einer Frage
von Noëlle Haeseling und Leo Meier
Dauer: folgt
Stückinformation folgt
Regie ALINA SOPHIE SCHÄFER
Besetzung folgt
wiederaufnahmen im salon3
Musical für eine Schauspielerin von Georg Kreisler
Dauer: ca. 2 Stunde 10 Minuten | inkl. Pause
Für Lola Blau spielt Politik keine Rolle. Die junge jüdische Frau hat gerade in Wien ihre Schauspielausbildung abgeschlossen und brennt darauf, ihr erstes Engagement am Linzer Landestheater anzutreten. Doch dann marschieren die Nationalsozialisten in Österreich ein und bereiten ihrer Karriere ein jähes Ende, bevor sie überhaupt angefangen hat. Auf Drängen ihres Freundes Leo flieht Lola in die Schweiz, von dort schließlich in die USA, wo sich der Erfolg auf dem Theater endlich einstellt. Auf Leo aber wartet sie den ganzen Krieg über vergeblich.
Angesichts des Einflusses von Flucht, Krieg und persönlichem Verlust auf ihr privates Leben erfährt Lola ihre politische Bewusstwerdung – nicht ohne mit einem Gefühl tiefster Ohnmacht konfrontiert zu werden. Blickt man auf die derzeitige Weltlage, entwickeln Lolas persönliche Erfahrungen – verewigt in Georg Kreislers eindringlichen Songs – für uns plötzlich eine erschreckende Aktualität …
- Regie Anke Salzmann
- Musikalische Leitung Markus Herzer
- Bühne Karin von Kries
- Kostüme Manuel-Roy Schweikart
- Licht Kevin Mast
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Sarah Finkel(Lola Blau)
- Markus Herzer(Piano)
Secret.s | Komödie von Sébastien Blanc | Deutsch von Georg Holzer | Deutschsprachige Erstaufführung
Dauer: ca. 1 Stunde 15 Minuten | keine Pause
»Das sicherste Geheimnis ist das, das man niemandem verrät«, sagt ein chinesisches Sprichwort.
Eigentlich freut Fabian sich auf den schönsten Abend im Jahr. Mit seinen besten Freunden, den Zwillingen Éric und Jérôme, will er nach guter alter Tradition gemeinsam das Finale der French Open anschauen und gepflegt 2-3 Flaschen Wein dazu trinken. Da taucht Éric eine Stunde zu früh bei ihm auf, weil er Fabian unbedingt allein sprechen möchte, um ihm ein Geheimnis anzuvertrauen. Dieses werde nicht nur sein Leben, sondern auch das seines Zwillingsbruders und von dessen Frau Juliette grundsätzlich verändern, kündigt Éric an. Aber auf gar keinen Fall dürfe Fabian irgendjemandem davon erzählen und sich vor allem während des Tennis-Matches gegenüber Jérôme nichts anmerken lassen. Fabian ahnt, dass er in einen tiefen Gewissenkonflikt geraten wird, und bittet Éric, alles für sich zu behalten. Aber sein Freund ist nicht zu bremsen, er plaudert alles aus, um anschließend schnell zu verschwinden. Denn seinem Bruder möchte er auf gar keinen Fall begegnen. Doch ein Geheimnis kommt selten allein. Wenig später erscheint Jérôme früher als verabredet, um Fabian ebenfalls etwas Vertrauliches von großer Tragweite mitzuteilen.
Von beiden Brüdern qua Freundschaftsschwur zum Stillschweigen verpflichtet, versucht Fabian, die Geheimnisse zu bewahren, irgendwie aus der Zwickmühle wieder herauszukommen und die Brüder zu überreden, sich endlich mit Offenheit zu begegnen.
»Geheimnisse« von Sébastien Blanc ist eine Kammerspiel-Komödie mit ausgeklügeltem Timing über Lüge und Wahrheit, Rivalität und Loyalität unter Freunden – und Brüdern. Das Stück bietet Paraderollen für zwei Schauspieler. Besonders amüsant: Die beiden ungleichen, ja geradezu gegensätzlichen Zwillingsbrüder werden von einem Darsteller gespielt.
- Regie Luise Leschik
- Bühne Eva Butzkies
- Kostüme Jochen Friebertshäuser
- Licht Kevin Mast
- Dramaturgie Mara Goga
- Lennart Olafsson(Fabian)
- Sven-Marcel Voss(Jérôme / Éric)
Ein Abend für eine Schauspielerin und Musik von Georg Ringsgwandl
Dauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten | keine Pause
Der Start in den Beruf lief super. Das erste Engagement führte die junge Schauspielerin an ein großes Staatstheater mit tollen Rollen. Aber das Glück blieb ihr nicht lange treu. Auf die Nichtverlängerung des Vertrags folgten kurzzeitige Engagements an kleineren Häusern, zwischendurch Kellnerjobs, schließlich schlecht bezahlte Auftritte bei miesen Events. Und immer die Hoffnung auf den Anruf, der ein neues Engagement bringen könnte. Nun ist die Schauspielerin zusammen mit ein paar Musikern auf dem Kreuzfahrtschiff »Donauprinzessin« gelandet. Die Musiker sind Jazzprofis, auch sie haben mit den Besten zusammengearbeitet, nun covern sie bekannte Songs. Morgens gibt sie eine Lesung oder erklärt die Geschichte vorbeiziehender Klöster und Burgen. Nachmittags spielt sie mit der Band zum Tee, abends zum Dinner, anschließend auch zum Tanz. Eines Nachts setzt sich ein Amerikaner zu ihr und den Musikern, der meint, diese anregende Situation mit Musik und Gesprächen, wie er sie gerade erlebe, gehöre eigentlich auf die Bühne. Als richtiges Theaterstück.
Georg Ringsgwandls komischer, lebenskluger Monolog ist die bittersüße Lebensbilanz einer »verkannten« Schauspielerin: Während sie im Abgleich mit den Geschichten der »Reichen, Schönen und Erfolgreichen« ihr Leben betrachtet, lässt sie tief in die sozialen und seelischen Abgründe einer Künstlerbiografie blicken.
- Regie Luise Leschik
- Musikalische Leitung Micha Schlüter
- Bühne Karin von Kries
- Kostüme Manuel-Roy Schweikart
- Licht Kevin Mast
- Dramaturgie Sophie Püschel
- Juliane Schwabe
- Erik Biscalchin(Musiker)
- Micha Schlüter(Musiker)
von Patrick Süskind
Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten | keine Pause
»Jeder Musiker wird Ihnen gern versichern, dass ein Orchester jederzeit auf einen Dirigenten verzichten kann, aber nicht auf den Kontrabass.« In seinem schallgeschützten Raum räsoniert ein nicht mehr ganz junger, nicht gerade hochbegabter Kontrabassist über sein Instrument, seinen Platz im Orchester und im Leben. Er ist Beamter auf Lebenszeit im Staatsorchester, drittes Pult, der nur bei Tutti-Einsätzen dran ist. Selbst die Pauke mit ihren lediglich vier Tönen ist wichtiger als er. Der namenlose Musiker hasst Mozart und Wagner und lässt beim Spielen gern mal ein paar Noten aus, um sich an den Komponisten zu rächen oder den Dirigenten zu ärgern. Was soll ihm schon passieren? Kontrabassist wird man nicht freiwillig, findet er. Und ständig steht einem das Instrument, das aussieht wie ein altes Weib mit zu fetten Hüften, im Weg herum. »Können Sie mir sagen, wieso ein Mann Mitte Dreißig, nämlich ich, mit einem Instrument zusammenlebt, das ihn permanent nur behindert? Menschlich, gesellschaftlich, sexuell und musikalisch nur behindert?« Er ist in die schöne, junge Sopranistin Sarah verliebt. Aber die geht mit anderen Männern aus, die talentierter oder einflussreicher sind als er. Aber eines Tages, das nimmt er sich fest vor, wird er mitten in einer Vorstellung den Bogen wegwerfen und laut ihren Namen rufen.
Der in seiner Bitterkeit äußerst humorvolle Monolog des Kontrabassisten, den eine Hassliebe mit seinem Instrument verbindet und der seine Unzulänglichkeit und Unzufriedenheit im Bier ertränkt, ist ein Klassiker von Patrick Süskind aus dem Jahre 1981. Er hat sich seit seinem Erscheinen zu einem vielgespielten Solostück auf deutschen Bühnen entwickelt, bietet er doch beste Unterhaltung und ganz nebenbei viele aberwitzige Anekdoten aus der Musikgeschichte. Axel Vornam inszeniert das Ein-Personen-Stück mit Oliver Firit am Kontrabass.
- Regie Axel Vornam
- Bühne Karin von Kries
- Kostüm Manuel-Roy Schweikart
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
von Daniel Kehlmann
Dauer: ca. 1 Stunde 10 Minuten | keine Pause
Es ist Heiligabend. Die Philosophieprofessorin Judith ist unterwegs zu ihren Eltern, als die Polizei ihr Taxi zum Halten zwingt. Sie wird auf die Wache mitgenommen. Warum? Das erfährt sie zunächst nicht. Stattdessen stellt ihr der Polizist Thomas Fragen: »Wo waren Sie gestern Abend?« Wird das ein Verhör? Und woher weiß er so viel über sie? Dass gestern Abend ihr Ex-Mann bei ihr war, zum Beispiel. Das alles kommt Judith sehr unheimlich vor. Er kennt sogar ihre wissenschaftlichen Arbeiten und konfrontiert sie schließlich mit ihrer Habilitationsschrift über »Frantz Fanons Konzept der revolutionären Gewalt«, in der es um das Recht der Unterdrückten geht, sich mit Gewalt zur Wehr zu setzen. Thomas hat Hinweise darauf, dass Judith gemeinsam mit ihrem Ex-Mann eine Bombe an einem zentralen Ort deponiert hat, die an ebendiesem Heilig Abend um Mitternacht hochgehen soll. Gibt es diese Bombe? Und wenn ja, wo ist sie versteckt? Der Polizist hat nur 90 Minuten, um das herauszufinden.
Autor Daniel Kehlmann hat mit diesem Verhör, das wie ein Duell daherkommt, einen spannenden Thriller um Liebe und Verrat in Zeiten der Verunsicherung geschaffen. Seine Absicht war es, so schildert es Kehlmann in einem Interview, »ein echtes Dilemma zu zeigen … zwischen Freiheit auf der einen Seite und Sicherheit auf der anderen Seite.« Und letztlich stecke dahinter die viel profundere Frage der Verteilungsgerechtigkeit.
- Regie Frank Lienert-Mondanelli (Gast)
- Bühne Karin von Kries
- Kostüme Manuel-Roy Schweikart
- Dramaturgie Sophie Püschel
- Licht Kevin Mast / Anne Scholz
- Oliver Firit(Thomas)
- Judith Lilly Raab(Judith)
von Lot Vekemans | Deutsch von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach
Dauer: ca. 1 Stunde 30 Minuten | keine Pause
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: Richard, ein ehemaliger Bauingenieur, und Helen, seine Tochter, die als Anwältin für wenig Geld Sozialfälle in Rechtsstreitigkeiten vertritt. Richard hat sich vor den Herausforderungen der immer diverser werdenden Gesellschaft, deren Entwicklung er ablehnt, in eine teure, bewachte Wohnanlage zurückgezogen. Helen versucht ein Miteinander aller Kulturen und sozialen Schichten offensiv mitzugestalten. Richard hält ihren Idealismus für gefährlich und kann es nicht akzeptieren, dass seine Tochter einen Schwarzen geheiratet hat. Helen missbilligt den Egoismus und die Überheblichkeit ihres Vaters. Er steht für alles, was sie ablehnt und umgekehrt. Beide haben wenig Kontakt. Doch nun weiß Richard nicht mehr weiter. Er droht zu erblinden und bittet Helen um Hilfe. Und so nach und nach entdecken sie ihr gemeinsames, sehr starkes Fundament wieder, das sie in früheren Jahren immer getragen hat. Kann man jemanden lieben, der sich politisch auf der diametral entgegengesetzten Seite befindet und dessen Ideen man nicht teilt? Ein hochaktuelles Stück, das mit großer Warmherzigkeit von einem Vater-Tochter-Konflikt erzählt, der stellvertretend für die aufgeheizten Debatten in unserer Gesellschaft steht. Gleichzeitig blickt es tief in die Seele zweier Menschen, die trotz ihrer Differenzen nach dem Verbindenden suchen.
- Regie Kay Neumann
- Bühne Karin von Kries
- Kostüme Manuel-Roy Schweikart
- Licht Kevin Mast
- Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
- Sarah Finkel(Helen)
- Stefan Eichberg(Richard)