Pershing (UA)
Ein Recherche-Projekt zum 40. Jahrestag des Pershing-Unglücks auf der Heilbronner Waldheide von dura & kroesingerIn Kooperation mit dem Heilbronner Stadtarchiv
Am 11. Januar 2025 jährt sich der Pershing-Unfall auf dder Heilbronner Waldheide zum 40. Mal. Es war dieses Ereignis, bei dem drei amerikanische Soldaten getötet und 13 weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden, das die Stadt für einen kurzen Moment zum Mittelpunkt der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er-Jahre werden ließ. Die Explosion eines Pershing-II-Raketenmotors in unmittelbarer Nähe der auf der Waldheide gelagerten Atomsprengköpfe hatte nicht nur die Heilbronner aufgeschreckt. Tausende Menschen demonstrierten am 2. Februar 1985 mit einem Schweigemarsch von Heilbronn zur Waldheide gegen die Raketenstationierung und ab dem 8. Februar begann eine unbefristete Blockade des Pershing-Standorts. Plötzlich war auch dem Letzten klar, wie schnell es in unmittelbarer Nähe der Stadt zu einer Katastrophe kommen konnte. Knapp zwei Wochen nach dem Unglück, fasste der Heilbronner Gemeinderat, der sich zuvor jahrelang mit dem »Raketenstandort Waldheide« nicht befassen durfte, den einstimmigen Beschluss zu dessen Beseitigung. In der Folge demonstrierte nun die Heilbronner Bürgerschaft gemeinsam mit lokalen und überregionalen Friedensaktivisten sowie prominenten Vertretern der Friedensbewegung gegen die unmittelbaren Auswirkungen des NATO-Doppelbeschlusses. Die Proteste nahmen für die Verantwortlichen in der Politik derart beunruhigende Formen an, dass der damalige Verteidigungsminister Manfred Wörner am 25. April 1985 nach Heilbronn kam, um die Bevölkerung zu beruhigen — ohne Erfolg. Die Proteste endeten letztendlich erst mit der Unterzeichnung des INF-Vertrags im Jahre 1987.
Was ist seither nicht alles geschehen? Zwei Jahre nach dem Unglück sicherten sich die Großmächte im INF-Vertrag wechselseitig ihre Abrüstungsbemühungen zu, knapp fünf Jahre später fiel die Berliner Mauer. Das Ende des Kalten Krieges war absehbar und manifestierte sich endgültig mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1993. Auf einmal schien — zumindest für kurze Zeit — eine Welt denkbar, die nicht in bipolaren Machtverhältnissen aufging, eine offene, befriedete Welt, in der diplomatische Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen das Wettrüsten zwischen den Großmächten abgelöst hatten. Eine Utopie, der nur kurze Dauer beschieden war.
Das Gedenken an den Tag des Pershing-Unfalls auf der Heilbronner Waldheide nehmen dura & kroesinger zum Ausgangspunkt für ihr Recherche-Projekt. Wie kam es zur Stationierung der Pershing-II-Raketen in Heilbronn im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses? Was wusste die Stadtpolitik darüber und warum wurde die Bevölkerung nicht über den Raketenstandort informiert? Welche Bedeutung hatten die Raketenstationierung und das Waldheide-Unglück für Heilbronn? Und welche Spuren haben der Unfall und seine Folgen in der Heilbronner Zivilgesellschaft hinterlassen? Das dokumentarische Theaterprojekt befragt Vorgeschichte und Auswirkungen dieses einschneidenden Ereignisses der Heilbronner Stadtgeschichte — immer mit Blick auf unsere Gegenwart. So entsteht ein Theaterstück spezifisch für die Stadt Heilbronn, das die lokalen Verhältnisse mit der bundesdeutschen Wirklichkeit damals wie heute in Beziehung setzt.
Im Anschluss an die Vorstellung bieten wir Ihnen ein Nachgespräch an. Ausgenommen sind die Premierenvorstellungen am 31.05.2025 und am 03.06.2025.
Sie möchten mehr über die Inszenierung erfahren? Tiefer in die Materie und Hintergründe eintauchen? Dann hören Sie doch in unsere 88. PODCASTFOLGE hinein!
Thomas Rothschild | Nachtkritik | 01.06.2025
Theater als Bewahrer von Geschichte oder als Einmischung in die Gegenwart? Beides. Kommen Sie nach Heilbronn.
Christoph Feil | Heilbronner Stimme | 02.06.2025
Packende Geschichtsstunde … Originalzitate aus Archivunterlagen und Gesprächen mit Zeitzeugen hat das Regieduo Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger zu einem packenden Dokumentartheaterabend arrangiert, dessen Uraufführung am Samstag vom Publikum kräftig beklatscht wurde.