Heute Abend: Lola Blau

Musical für eine Schauspielerin von Georg Kreisler

Für Lola Blau spielt Politik keine Rolle. Die junge jüdische Frau hat gerade in Wien ihre Schauspielausbildung abgeschlossen und brennt darauf, ihr erstes Engagement am Linzer Landestheater anzutreten. Doch dann marschieren die Nationalsozialisten in Österreich ein und bereiten ihrer Karriere ein jähes Ende, bevor sie überhaupt angefangen hat. Auf Drängen ihres  Freundes Leo flieht Lola in die Schweiz, von dort schließlich in die USA, wo sich der Erfolg auf dem Theater endlich einstellt. Auf Leo aber wartet sie den ganzen Krieg über vergeblich.
Angesichts des Einflusses von Flucht, Krieg und persönlichem Verlust auf ihr privates Leben erfährt Lola ihre politische Bewusstwerdung – nicht ohne mit einem Gefühl tiefster Ohnmacht konfrontiert zu werden. Blickt man auf die derzeitige Weltlage, entwickeln Lolas persönliche Erfahrungen – verewigt in Georg Kreislers eindringlichen Songs – für uns plötzlich eine erschreckende Aktualität …

 Andreas Sommer | Heilbronner Stimme | 10.05.22

Georg Kreisler (1922-2011) hat Lieder geschrieben, die oft nett und launig beginnen und dann Widerhaken auswerfen, die richtig wehtun. … Kreislers ausgeprägtes Sprachgefühl und seine große Musikalität tragen das 1971 uraufgeführte Musical »Heute Abend: Lola Blau«. … Finkel macht mit beeindruckender Wandlungsfähigkeit und variabler Stimme das Scheitern  der unpolitischen, jüdischen Schauspielerin Lola Blau in der NS-Zeit fühlbar. … Finkel meistert den zweistündigen Abend in mitreißender Bühnenpräsenz. Zu jedem Lied findet sie eine neue Mimik, Gestik und Modulation. Bei Chansons wie »Sie ist ein herrliches Weib«, »Sex is a wonderful habit« oder »Heute will ich mich besaufen« pendelt sie zwischen kokett und lasziv, wild und komödiantisch, nachdenklich und traurig, wehmütig und zerbrechlich.