Ich, Akira

Monologstück für einen Hund mit einer Frage | von Noëlle Haeseling und Leo Meier

Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Das sagt man so. Und Akira, ein sibirischer Husky, ist seinem Herrchen »Papa Attila« eng verbunden. Attila hat ihn als Welpen aus dem Tierheim geholt und ihn getröstet, da er genau weiß, wie es sich anfühlt, endlich aus einem Heim »befreit« zu werden. Auch er wurde vor 41 Jahren adoptiert und erhielt den Namen Attila Klaus Peter Hildmann. Von nun an kann sie nichts mehr trennen. Akira hat von Papa Attila ein Zuhause bekommen, dreimal am Tag Futter, sie machen lange Spaziergänge zusammen und kuscheln zum Einschlafen. Akira war dabei als sein Papa mit veganen Kochbüchern berühmt wurde, Millionen damit verdiente und seine veganen Snackbars eröffnete. Auch Akira ist vegan, obwohl er nachts von blutigen Steaks träumt.
Als er eines Tages miterlebt, wie Attila die Reichskriegsflagge auf seinem Porsche befestigt, vor das Alte Museum fährt und vor einer Menschenmenge beginnt, Hitler zu verherrlichen, ist er erschrocken und alles andere als stolz auf sein Herrchen. 
Akira ist ein sehr gebildeter Hund, er kennt sich aus mit Geschichte. Und er versteht nicht, wie jemand, der so liebevoll zu ihm ist, so einen Schwachsinn rufen kann. Akira befindet sich in einem Dilemma: Wie weit darf die Treue eines Hundes gehen? Gern würde Akira mit seinem Herrchen diskutieren, ihm erklären, dass er auf dem Holzweg ist. Aber außer einem »Wuff, Wuff« würde nichts aus seiner Schnauze herauskommen.
Deshalb wendet er sich mit seiner Frage an das Publikum, mit dem er wie durch ein Wunder sprechen kann. Und diese Frage hat es in sich.

Wie begegnet man der schleichenden Radikalisierung seiner Liebsten und Nächsten? Wie überwindet man den Graben? Wie spricht man, wenn der andere nicht mehr erreichbar scheint. Intelligent und humorvoll ist die Idee des Autorenteams Noëlle Haeseling und Leo Meier, den Hund von Attila Hildmann zum Kronzeugen des Abdriftens seines Herrchens in einen verschwörungsideologischen und rechtsextremen Aktivismus zu machen, der diese Entwicklung trotz der ihm innewohnenden hündischen Ergebenheit einfach nicht akzeptieren will.