La Bohème

Oper von Giacomo Puccini | Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacose
Gastspiel Staatstheater Meiningen

Es übt eine ungebrochene Faszination aus – das Künstlerleben. Steht es doch für Freiheit, Kreativität, ungestüme Lebenslust, großes Gefühl. Wie sehr es aber auch von Existenzängsten und einem stetigen Auf und Ab begleitet sein kann, das hat Giacomo Puccini in seiner wundervollen Oper »La Bohème« verarbeitet. Sie entstand nach dem Roman von Henri Murger »Scènes de la vie de bohème«, der Puccini sofort gefesselt hat. Denn er erkannte sich selbst in den Protagonisten wieder, erlebte er doch auch solche mittellosen Studienjahre in Mailand. »In dem Buch war alles, was ich suchte und liebe: die Frische, die Jugend, die Leidenschaft, die Fröhlichkeit, die schweigend vergossenen Tränen, die Liebe mit ihren Freuden und Leiden. Das ist Menschlichkeit, das ist Empfindung, das ist Herz«, schwärmte Puccini. Er schuf eine Oper von herzzerreißender Schönheit und exzeptioneller Musikalität.

Sie entführt in die Pariser Künstlerszene Ende des 19. Jahrhunderts. Auf dem Dachboden eines Hauses leben der Schriftsteller Rodolfo, der Maler Marcello, der Philosoph Colline und der Musiker Schaunard in großer finanzieller Unsicherheit zusammen. Es ist Weihnachten, ihre Mansarde ist kalt und Hunger haben sie auch. Zum Glück kommt der Musiker von einem Konzert zurück, hat Wein, Brennholz und ein wenig Geld dabei, das er an diesem Weihnachtstag mit seinen Freunden im Quartier Latin auf den Kopf hauen will. Während die drei anderen sich schon ins Vergnügen stürzen, beendet Rodolfo noch ein Manuskript. Da klopft seine ihm noch unbekannte Nachbarin Mimì, eine Näherin, an die Tür und bittet um Feuer für ihre Kerze. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch ihnen ist kein Glück beschieden, denn Mimì ist schwerkrank. Weil ihr Rodolfo in seiner unsicheren Existenz nicht das bieten kann, was sie braucht, nämlich gute Ärzte, Medizin und warme Kleidung, möchte er sich von ihr trennen, damit sie sich einen wohlhabenden Mann suchen kann. Doch ihre Zuneigung zueinander ist größer. Kann diese große, jedoch so zerbrechliche Liebe den bitteren Winter überleben?

»La Bohème« gilt als Puccinis Meisterwerk, das nicht nur seine Opernästhetik definierte, die er später mit »Madama Butterfly« und »Tosca« manifestierte. Sie war auch wegweisend als Werk des Verismo, einer Strömung, die sich zeitgenössischer und sozialkritischer Stoffe annahm.

Die Meininger Inszenierung fand große überregionale Beachtung und Anerkennung. Denn diese Künstleroper wurde von Markus Lüpertz, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Maler, auf die Bühne gebracht, der – neben Bühne und Kostüm – auch erstmals für die Regie verantwortlich ist. Lüpertz hat in jungen Jahren selbst ein Leben als Bohemien hinter sich. Jeder, der sich auf die Kunst einlasse, spüre die Härte, die zu dieser Existenz dazugehöre, sagt er. Er schuf ein Bühnenbild wie ein übergroßes Bilderbuch von enormem Schauwert, in das sich auch die Figuren wie mit sicherer Hand geführte Pinselstriche einfügen. So ist diese Operninszenierung nicht nur musikalisch ein Genuss, sondern auch visuell einmalig.