Der gestiefelte Kater

Märchen von Thomas Freyer | frei nach den Brüdern Grimm

»Ein Kater bin ich und auch nicht. Denn manches ist recht sonderlich an mir. Das kann man schnell erkennen …«, so begrüßt der Kater alle kleinen und großen Märchenfreunde in der Weihnachtszeit.

Welches Katzentier kann schon sprechen und zieht freiwillig Stiefel an? Der Müllerbursche Hans jedenfalls ist sehr erstaunt über seinen Kater. Dabei war er zunächst sehr unglücklich, dass er von seinem Vater nicht die Mühle und nicht den Esel, sondern nur einen unnützen Mäusefresser geerbt hat. Außerdem haben ihn seine großen Brüder vom Hof gejagt. Doch Hans soll sich nicht grämen. »Eines Tages kommt die Zeit. Bin nämlich unverschämt gescheit«, verspricht der Kater. Und das ist er, wohl wahr, sowohl unverschämt als auch gescheit. Bald geht er in seinen eleganten Stiefeln im königlichen Schloss ein und aus. Dort ist es ein wenig turbulent, denn der König ist pleite und musste alle seine Diener entlassen. Nur ein einziger ist geblieben, der arme Gustav. Der muss Jäger, Koch, Narr und Hofmusiker in einer Person sein. Zudem muss Gustav auch noch für die Bespaßung des königlichen Nachwuchses sorgen, denn die Prinzessin langweilt sich den lieben langen Tag, weil der Vater sie immer dann zum »Spielen« schickt, wenn es spannend wird. Dabei ist sie doch gar kein Kind mehr. Manchmal weiß Gustav wirklich nicht, wo ihm der Kopf steht, zumal der König ziemlich launisch ist. Der scheucht den armen Diener hin und her und wünscht sich auch noch sein Leibgericht ─ Rebhühner. Dabei gibt es im ganzen Reich keine Rebhühner, nirgends. Doch der Kater weiß, woher er das seltene Federviehbekommt, und ein guter Jäger ist er obendrein. Außer seiner Leibspeise hat der König nur noch einen Wunsch, einen Gatten für seine Tochter. Also macht der schlaue Kater den Müllerburschen kurzerhand zum Grafen und besorgt ihm auch noch ein tolles Schloss und Felder, Wiesen und Wälder, die eigentlich einem bösen Zauberer gehören. Dass das alles gar nicht nötig gewesen wäre, weil die Prinzessin den Hans auch so mag, würzt das bekannte Märchen vom gestiefelten Kater mit einer zusätzlichen Prise Humor.

Angelehnt an das Märchen der Brüder Grimm erzählt Thomas Freyer die Geschichte vom Kater, der seinem menschlichen Freund einen besseren Platz in der Welt verschaffen will, als Familienstück im besten Sinne. Er geht dabei ganz und gar von seinen Figuren aus, deren Nöte Kindern und Erwachsenen gleichermaßen nahe sind. Liebenswert und unzufrieden, egoistisch und unbedarft versuchen sie, ihr Leben ein Stück besser zu machen.
Und wäre der Kater nicht gewesen, wäre es wohl keinem von ihnen je gelungen.