Die lustige Witwe

Operette von Franz Lehár
Gastspiel Theater Heidelberg

Vor einigen Jahren waren Graf Danilo und ­Hanna, damals ein einfaches Mädchen vom Lande, sehr ineinander verliebt. Die Familie des Grafen verhin­derte die Verbindung aus Standesgründen. Danilo sucht seither Ablenkung bei den Grisetten im Maxim. Und die hübsche Hanna heiratete einen reichen Mann, Gawrili, den Staatsbankier von Pontevedro, der jedoch kurz nach der Hochzeit starb und sie zur reichen ­Witwe machte. Seither ist Hanna nicht nur wegen ihrer Schönheit und Intelligenz bei den Männern sehr begehrt, sondern vor allem wegen ihres Reichtums.
Jetzt ruhen sogar alle Hoffnungen Pontevedros auf ihr und ihren Millionen. Denn dem kleinen Balkanstaat droht die Pleite. Auf einem rauschenden Fest in der Pariser Vertretung von Pontevedro erwartet der Hausherr Baron Mirko Zeta die ebenso reiche wie ­lustige Witwe. Er möchte unbedingt verhindern, dass sie, die häufig in Paris weilt, einen Mann von außerhalb heiratet und ihr Geld ins Ausland bringt. Baron Zeta möchte sie mit dem begehrtesten Junggesellen von ­Pontevedro verkuppeln – mit dem Gesandtschafts­sekretär Graf ­Danilo. Nicht ahnend, dass die beiden eine gemein­same Vergangenheit haben, die einer neuen Verbin­dung sehr im Wege steht. Mit hintergründigen An­deutungen und durchaus eindeutigen Zweideutigkeiten schwebt das balzende Paar durch die Handlung. Ist sie willens, ist er bockig, geht er auf sie zu, stößt sie ihn zurück. Und dann gibt es noch einige andere amouröse Verwicklungen, bis die beiden sich endlich in die Arme sinken und singen: »Lippen schweigen, ’s flüstern Geigen, hab mich lieb«.

Als Bernhard Herzmansky Senior, der Chef des Musikverlags Doblinger, dem damals noch unbekannten Komponisten Franz Lehár mit einem Vorschuss aus der Patsche half und sich damit die Rechte an dessen nächster Operette sicherte, hätte er sich wohl kaum träumen lassen, welchen Triumphzug »Die lustige Witwe« antreten würde. Die Premiere am 30. Dezember 1905 im Theater an der Wien unter Lehárs eigener Leitung läutete nicht weniger als eine neue Ära des Genres ein, in der das Werk innerhalb kürzester Zeit schwindelerregende Aufführungsrekorde errang. Schmissige Melodien und eine selbstbewusste Frau, die das Heft des Handelns in der Hand behält, sorgen bis heute für den Erfolg der »Lustigen Witwe«.

Leonore Welzin | Heilbronner Stimme | 25.04.2022

Das Heilbronner Publikum ist vom prachtvoll inszenierten (Regie: Holger Schultze, Bühne: Marcel Keller) musikalischen Feuerwerk (Musikalische Leitung des Orchesters Heidelberg: Dietger Holm) hingerissen und peitscht sich mit Stakkato-Applaus förmlich in Ekstase, zur Freude aller Mitwirkenden. … Ob auf dem mondänen Botschaftsparkett, bei folkloristischer Heimatverklärung oder im Vergnügungsetablissement, überall hat die Musik das Sagen und der Tanz folgt ihr aufs Wort. Die Choreografie (Kati Farkas) sorgt für spritziges Tempo, mit Imponiergehabe und persiflierenden Einlagen der Herrenriege für Witz und Ironie. Schließlich hilft sie, das vaterländische Geplänkel im Stück ad absurdum zu führen. Fazit: Beste Unterhaltung!