The Long Run

Sebastian Weber Dance Company (D)

Im Solo »The Long Run« untersucht Sebastian Weber die eigene Rolle als weißer Mann in einer schwarzen Kunstform. Anfang der 90er-Jahre erlebte Sebastian die New Yorker Stepptanz-Szene als einen Ort, der Rassismus hinter sich gelassen hatte. Die schwarzen Meister des Jazz-Tap praktizierten Stepptanz als solidarische Gemeinschaft, in die sie junge Europäer mit offenen Armen aufnahmen. »If you have a pair of tap shoes on, you are in!«, sagte Gregory Hines, und sein Bruder Maurice sekundierte: »Dancers don’t see color« – und meinte das positiv.

30 Jahre später erschüttert ein erneutes Hinterfragen von Rassismus und Privilegien die damaligen Gewissheiten. War die Gemeinschaft mit den alten Meistern ein Irrtum? Wie ließe sich der Irrtum korrigieren? Und sind die Utopien von damals heute noch denkbar?

»The Long Run« ist ein Stück über kulturelle Aneignung und Identität, über weiße Verantwortung und Rassismus. Es ist auch ein Tanz über Vergänglichkeit und Erinnerung und eine Befragung des Körpers als Speicher von Begegnungen und Geschichten.

Sebastian Weber choreografiert seit rund 30 Jahren eklektische, oft multimediale Stücke, die Stepptanz als zeitgenössische Ausdrucksform erforschen. Am Beginn seiner Laufbahn steht die Begegnung mit den Meistern des Jazz Tap Chuck Green, Buster Brown und Lon Chaney, die ihn bis heute inspirieren. Gemeinsam mit der SEBASTIAN WEBER DANCE COMPANY – der größten freien Tanzcompagnie Ostdeutschlands – steht er international für eine ureigene Vision und Interpretation zeitgenössischen Stepptanzes.

Dimo Rieß | Leipziger Volkszeitung

Ein ehrliches Stück Selbst- und Gesellschaftsbefragung. Sehr sinnlich getragen von seiner Musikalität, von seinem eigenwilligen Gestus. Am Ende geht das Licht aus. Gestochen scharf klingen die Tanzschritte. [...] Ein Hauch von Utopie liegt in der Luft.