Rusalka

Oper von Antonín Dvořák
Gastspiel Theater und Orchester Heidelberg

Zärtlich trägt sie den im See badenden Prinzen auf ihren Armen. Doch der junge Mann nimmt Rusalka nur als tanzende Wellen wahr. Sie ist eine Nixe und als Wasserwesen für die Menschen unsichtbar. Aber Rusalkas Herz ist für den Prinzen entflammt. Sie ist bereit, alles dafür zu geben, ein Mensch zu werden, damit sie ihre Liebe leben kann. Ihr Vater, der Wassermann, warnt sie vor den Menschen. Doch die junge Nixe geht zur Hexe Jezibaba und bittet sie darum, eine richtige Frau werden zu dürfen. Die Hexe macht aus Rusalkas Fischschwanz zwei Beine. Aber der Preis dafür ist hoch. Sie nimmt Rusalka die Stimme. Trotz ihrer Sprachlosigkeit muss es ihr gelingen, die bedingungslose Liebe des Prinzen zu erringen, sonst droht ewige Verdammnis. Auf der Jagd findet der Prinz die schöne, stumme Frau am Ufer des Sees, verliebt sich und heiratet sie. Aber die Stummheit und das seltsame Gebaren von Rusalka lösen Befremden in der Hofgesellschaft und auch beim Prinzen aus. Ihr Schweigen treibt ihn in die Arme einer fremden Fürstin, die den jungen Mann einfach nur aus Spaß verführt. Und Rusalka bricht es das Herz …

Schöner und schmerzerfüllter kann man Sehnsucht nicht zum Klingen bringen, als es Antonín Dvořák in seiner Oper »Rusalka« gelungen ist. Diese von leidenschaftlicher Romantik geprägte Musik bietet ein Abbild der aufgewühlten Psyche der jungen Frau. Der Komponist war hier auf dem Höhepunkt seiner kompositorischen Meisterschaft. Nicht umsonst nimmt Dvořáks 1900 entstandene Oper neben Smetanas »Die verkaufte Braut« einen hervorragenden Platz in der tschechischen Opernliteratur ein und zählt heute zu den viel gespielten Werken auf internationalen Bühnen. Das märchenhaft-lyrische Libretto vom Theaterprofi Jaroslav Kvapil, der Autor und Schauspielleiter am Prager Nationaltheater war, hatte den Komponisten sehr berührt. Es geht auf den slawischen Volksmythos über die Rusalky, die Wassergeister und Nixen, zurück. Rusalka hat außerdem viele Vorbilder in der Epoche der Romantik: »Die kleine Meerjungfrau« von Hans Christian Andersen oder Fouqués »Undine«, von E. T. A. Hoffmann für seine gleichnamige Zauberoper vertont. Dass dieser Stoff zu Beginn des 20. Jahrhunderts so eine Renaissance erlebte, hing unter anderem mit der zunehmenden Entfremdung des Menschen von der Natur zusammen, die hier in der Unvereinbarkeit der zwei Welten von Naturwesen und menschlicher Zivilisation behandelt wird. Aber auch die aufkommende Psychoanalyse, die sich überhaupt erst mit dem weiblichem Gefühls- und Liebesleben beschäftigte, spielt eine Rolle. Beide Themen sind über das märchenhafte Sujet hinaus in dieser Oper vereint. 

Andreas Sommer | Heilbronner Stimme | 31.01.2023

»In einem Gastspiel des Theaters Heidelberg erlebte »Rusalka« in der Inszenierung des Heilbronner Intendanten Axel Vornam am Sonntag Abend im Großen Haus ihre heftig umjubelte Premiere.
Vornam erzählt die Geschichte der Rusalka konsequent aus der Perspektive der Naturgeister und versucht erst gar nicht, dem Libretto von Jaroslav Kvapil eine zeitgenössische Deutung überzustülpen (…) Vornams Lesart betont den märchenhaften Aspekt. (…) Axel Vornams Regie zeigt die Handschrift des Schauspielregisseurs. Auf der Bühne – Tom Musch zeigt den See als rundes »Aquarium« und Halluzinationswelt – gibt es keinen Stillstand. Dafür sorgen nicht nur Vornams Darstellerführung, sondern auch die Videos von Stefan Bischoff, die auf das Wasserrund projiziert werden und ebenso sinnliche wie poetische Bilder heraufbeschwören. Sogar den fabelhaft singenden Chor des Theaters und Orchesters Heidelberg lässt Vornam mitspielen (Choreografie: Eric Rentmeister)«