Die Zeitmaschine (UA)

Science Fiction von Brian Bell nach dem Roman von H.G. Wells
Uraufführung

»Mit einer Tollheit, die mir immer natürlicher wurde, warf ich mich in die Zukunft«, erzählt der Zeitreisende seinem Freundes- und Bekanntenkreis. Viel zu spät, abgerissen und schmutzig, zerzaust und verletzt ist er zum verabredeten Essen im Salon erschienen. Aber Zeit spielt für ihn keine Rolle mehr – oder die Hauptrolle in seinem Leben: Denn er hat eine Zeitmaschine erfunden und sich durch die vierte Dimension katapultiert. Mit der schwindelerregenden Geschwindigkeit von einem Jahr pro Minute ist er in die Zukunft gerast, ohne je sein Laboratorium zu verlassen.

Als er schließlich panisch am Bremshebel reißt, bleiben die Anzeigen seiner Zeitmaschine im Jahr 802.701 stehen. Hat der Zeitreisende das Paradies gefunden? Werden ihm seine Gäste glauben? Und kann seine Maschine ein Werkzeug zum Guten sein, oder ist sie gar eine Gefahr für die ganze Menschheit?

Der Arzt Dr. Goodbury, der Rechtsanwalt Cunningham und Cybil Wittington, Journalistin und Frauenrechtlerin, glauben dem Zeitreisenden zunächst kein Wort, verfallen aber zunehmend den Versuchungen, die die Möglichkeit einer Zeitreise bereithält. Lässt sich ihre Gegenwart, ein Septemberabend des Jahres 1895, damit beeinflussen? Und wenn ja, in welche Richtung? Ein Spiel aus Fantasien, Begehrlichkeiten und Betrug nimmt seinen Lauf …

»Zeitreisen gehören zum Doofsten und zum Klügsten, was Science Fiction zu bieten hat«, schrieb der Filmwissenschaftler Georg Seeßlen anlässlich des Kinostarts des Films »Tenet« im Sommer 2020. »Unter anderem, weil ›Zeit‹ an sich zum Idiotischen und Komplizierten des menschlichen Lebens gehört.« Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich Herbert George Wells in seiner 1895 erstmals in Buchform veröffentlichten »Zeitmaschine«, einem der ersten großen Klassiker der Science Fiction, genau damit beschäftigt. Im Gegensatz zu seinem vom Fortschritt begeisterten Vorgänger und Zeitgenossen Jules Verne interessierte er sich weniger für Technik und Naturwissenschaft an sich, sondern dafür, wie die Menschen – im Guten wie im Schlechten – damit umgehen. Der aus Texas stammende Autor und Regisseur Brian Bell und Chefdramaturg Andreas Frane haben Wells’ Geschichte als Ausgangspunkt für eine philosophische Komödie über Zeit und Zukunft, gute Absichten und schlechte Manieren genommen.

Mehr Informationen zur Entstehung der Inszenierung gibt es in unserem Podcast.

Christoph Feil | Heilbronner Stimme | 21.03.22

Autor und Regisseur Brian Bell interessiert sich nun vor allem für die Frage, welche Macht von neuen Technologien ausgeht. Und was es für Konsequenzen hat, wenn sie in die falschen Hände geraten. Ein ernstes Thema, sollte man meinen. Der 39 Jahre alte Texaner präsentiert es jedoch in seiner Version von „Die Zeitmaschine“ verpackt in einem überdrehten Bühnenspektakel. Dessen Uraufführung im Komödienhaus … wurde vom begeisterten Publikum mit viel Beifall bedacht.
… Wie viel Fortschrittsoptimismus ist gut? Wann schlägt Technologieglaube in Fanatismus um? Wer oder was entscheidet über den Gang der Geschichte? Brian Bells „Zeitmaschine“ bietet viele interessante Anknüpfungspunkte für weitere Diskussionen.