Dramenwettbewerb »Science & Theatre 2025«
Lesungen & Preisverleihung»Maschinenträume« — so lautet auch das Motto des diesjährigen internationalen Dramenwettbewerbs, den das Theater Heilbronn und das Science Center experimenta regelmäßig im Rahmen des Festivals »Science & Theatre« ausschreiben.
Die fünfköpfige Jury aus Vertreterinnen und Vertretern von Kunst und Wissenschaft hat aus den eingesandten Texten zwei Favoriten ausgewählt, die dem Publikum in szenischen Lesungen vorgestellt werden. Die Autorinnen und Autoren sind anwesend und beantworten Fragen zu ihren Stücken. Außerdem kann das Publikum seinen eigenen Favoriten küren.
Der erste Preis ist mit 10.000 Euro, der zweite Preis mit 5.000 Euro dotiert. Das Gewinnerstück wird zudem in dieser Spielzeit im Science Dome der experimenta uraufgeführt.
Ablaufplan: Sonntag 23.11.2025
16:00 Uhr & 16:45 Uhr Lesungen an zwei verschiedenen Spielorten im Theater Heilbronn
18:00 Uhr Preisverleihung im Salon3
Ihr Ticket gilt für alle drei Veranstaltungen.
DIE BEIDEN FAVORITEN:
Leon Englers Stück »Wo die Götter kauern wie Hunde« ist eine absurde, tragikomische Parabel über Fortschrittswahn, Hybris und Unsterblichkeitssehnsucht. Im Mittelpunkt steht die Astrophysikerin und Molekularbiologin Dr. Dr. Sophia Maillart, die am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Genf das Weltall und genetische Telomere erforscht, um das Universum zu retten und den Tod zu überwinden. Ein banaler Schlüsseldienstbesuch führt sie zur exzentrischen Petra, einer ehemaligen Technikethikerin, die in Sophias Schlüssel den Zugang zu einem mythischen Garten mit dem »Kraut der Unsterblichkeit« vermutet. Gemeinsam mit der Witwe Helga, deren Tochter Arachne und der Detektivin Kassandra spinnt sie ein groteskes Komplott, um an dieses Kraut heranzukommen.
Leon Engler verbindet antike Motive mit moderner Wissenschaftskritik, Alltagsbanalitäten und Witz. Sein Stück ist ein philosophisches Lustspiel über Größenwahn, technische Überforderung und die Sehnsucht nach Sinn in einer entzauberten Welt. Die Dialoge sind pointiert, die Figuren grotesk, der Ton schwankt zwischen Farce und Tragödie. »Wo die Götter kauern wie Hunde« ist ein rasantes, intellektuell funkelndes Schauspiel über Menschen, die den Himmel erobern wollen – und dabei auf der Erde stolpern.
Leon Engler (geb. 1989 in Osterzell) ist Psychologe, Autor und Dozent. Er studierte in Wien, Paris und Berlin, erhielt 2022 den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, schrieb preisgekrönte Stücke und Hörspiele und spricht im Podcast »Die Wahrheit irgendwo hier drinnen« über Psychologie. Im August 2025 erschien sein Debütroman »Botanik des Wahnsinns« bei Dumont.
Igor Kroitzschs Schauspiel »Grenzen der Vernunft« ist ein philosophisch-satirisches Kammerspiel über die moralische Verantwortung der Wissenschaft. Am 18. April 1955, dem Todestag von Albert Einstein, phantasiert dieser im Princeton Hospital ein letztes Treffen mit seinen beiden bedeutendsten Kollegen herbei: dem Mathematiker Kurt Gödel und dem Physiker und Erbauer der Atombombe Robert Oppenheimer. Im Fieberwahn ringt Einstein mit seiner Schuld an Bau und Einsatz der Atombombe. Gödel versucht ihn zu trösten. Er sieht im Denken selbst eine Falle: Jede Erkenntnis trage den Keim der Katastrophe in sich, da der Mensch unfähig sei, moralisch mit seinen Erfindungen umzugehen. Was er erschaffen könne, baue er auch. Gödel flüchtet sich in einen mathematischen Gottesbeweis, um die Wissenschaftler dank Existenz einer übergeordneten Instanz von Schuldgefühlen zu befreien. Robert Oppenheimer dagegen sieht Wissenschaftler wie sich selbst als Götter und bereut nur, die Bombe nicht so rechtzeitig fertig bekommen zu haben, dass man sie auf Deutschland hätte werfen können. Als zynischer Pragmatiker ist er überzeugt, dass jeder technische Fortschritt letztlich zu einer effektiveren Kriegsführung beigetragen habe. Schrankenlose Forschung, nur um der Erkenntnis willen, das ist sein Credo.
Kroitzschs Stück ist ein dichter, sprachlich virtuoser Diskurs über das zerstörerische Potential eines wissenschaftlichen Fortschritts, dem die moralischen Leitplanken fehlen. Es formt reale Erkenntnisse und Dispute der drei Wissenschaftler zu einem satirischen Schlagabtausch und zeichnet dabei ein bitteres Bild der Gegenwart, in der Wissenschaft ohne Ethik zur höchsten Form der Unvernunft und zur Gefahr wird. Intelligent, kompromisslos und in einer Ära des erneuten Wettrüstens absolut auf der Höhe der Zeit.
Igor Kroitzsch, geboren 1960 in Potsdam, ist Schriftsteller und Dramatiker und lebt in Berlin und Goldbeck. Er hat zahlreiche Theaterstücke, Libretti und Hörspiele verfasst, außerdem Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. 1994 erhielt er den Christian-Dietrich-Grabbe-Preis für sein Stück »Das Drama«, 2001 den 1. Preis beim Autorenwettbewerb am Theater an der Rott sowie zahlreiche Stipendien und Förderungen.




19.11.2025
27.06.2026
20.11.2025