Gehen oder Bleiben?

Lesung und Liederabend über Manfred Krug und Gerhard Gundermann mit Stefan Eichberg und Gabriel Kemmether

Manfred Krug und Gerhard Gundermann sind zwei Protagonisten der DDR-Liedermacherszene, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Krug, in den 1970er-Jahren in der DDR bereits ein Star mit einer ansehnlichen Filmo- und Diskografie, wird nach seiner Unterschrift unter die Protesterklärung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 mit einem Teilberufsverbot belegt. Nach einem halben Jahr Beschäftigungslosigkeit und unter Stasibeobachtung stellt er einen Ausreiseantrag und übersiedelt im Juni 1977 nach Westberlin. Dort setzt er seine Karriere nahtlos fort. Gundermann hingegen, der sich selbst verzehrende Poet aus der Arbeiterklasse, hätte seinen Bagger im Tagebau Spreetal nie freiwillig verlassen. Als man ihn 1984 wegen »prinzipieller Eigenwilligkeit« aus der SED ausschließt, weigert er sich schlichtweg, sein Parteibuch abzugeben. Auch seine Tätigkeit als IM im Dienst der Staatssicherheit betrachtet er immer als Teil seines Engagements für den Sozialismus. Gemeinsam ist beiden, dem bärigen Krug und dem schlaksigen Gundermann, jedoch ihr unverkennbar proletarischer Habitus, den Letzterer zudem mit seinem Alltag als Kohlekumpel im Lausitzer Tagebau beglaubigt. Stefan Eichberg und Gabriel Kemmether lassen die beiden Liedermacher mit ihren Songs und Texten, ihren Idealen und Träumen wieder aufleben und erzählen nebenbei von einem Stück deutsch-deutscher Wirklichkeit im Kalten Krieg.