Petty Einweg – Die fantastische Reise einer Flasche bis ans Ende der Welt

Schauspiel von Jens Raschke ab 11 Jahren

»Wer war das? Findet ihr das witzig? Mir eine Scheiß­glasflasche unterzujubeln?« Die Flaschensammlerin ist wütend, denn sie sammelt nur Plastikflaschen, um sich daraus ein Boot zu bauen. »Mal angenommen, so eine Flasche hätte Augen und Ohren, könnte quatschen so wie ich, was hätte sie zu erzählen? Da draußen wird so eine Flasche schließlich steinalt, fast fünfhundert Jahre, da macht man einiges mit. Irgendwie deprimierend, dass so ein Stück Plastik euch und alle eure Nachkommen und vielleicht die ganze Menschheit überlebt, oder?« Sagt die Flaschensammlerin und erzählt die Geschichte von Petty, der Einwegflasche.

Als Petty das Licht der Welt erblickt, ist sie voller Vorfreude. Ihr Bauch füllt sich mit Multivitaminsaft. Mit dem Deckel oben auf ihrem Kopf möchte sie Freundschaft schließen, doch der ahnt, dass ihr Zusammensein nicht von langer Dauer sein wird. Schnell muss Petty feststellen, dass das Leben einer Flasche nicht so spaßig ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Sie hat kaum die Abfüllanlage verlassen, da ist sie auch schon ausgetrunken und landet zusammen mit anderen Gegenständen erst auf einer Deponie, dann im Meer und schließlich im Bauch eines Walfischs.

Durch Pettys Perspektive eröffnet sich ein ganz neuer Zugang zum Thema »Plastikmüll«. Das Stück vermittelt in einer humorvollen, ganz und gar nicht moralinsauren Geschichte Fakten über die Umweltverschmutzung. Jens Raschkes Klassenzimmerstück schickt Petty Einweg auf eine weite Reise und verfolgt die Spuren der Plastikflut bis ans Ende der Welt.

Christoph Feil | Heilbronner Stimme | 21.10.2021

Der rasante Monolog, der Pettys Weg von der Fabrik über eine Strandbar und den Magen eines Wales bis zum Zerfall in Mikropartikel im Meer nachzeichnet, ist eine schauspielerische Herausforderung, die Darstellerin Nora Rebecca Wolff bravourös meistert. Sie schlüpft in verschiedene Rollen, lässt die wütende Flaschensammlerin ebenso lebendig werden wie die kindlich-naive Petty oder eine altersweise Colaflasche. Präsent ab dem Moment, in dem sie wutschnaubend den Raum betritt, zieht Wolff die Zuschauer auch dadurch in den Bann, dass sie sie direkt anspricht.