Istanbul
Ein musikalischer Abend von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akın E. Şipal mit Songs von Sezen AksuSzenen auf Deutsch • Lieder auf Türkisch mit deutschen Übertiteln
Stellen wir uns Folgendes vor: Das Wirtschaftswunder fand nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in Deutschland, sondern in der Türkei statt, und deutsche Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter halfen, die Türkei wieder aufzubauen. Nicht Heilbronn war eine Stadt, die Neuankömmlinge aus der Fremde willkommen hieß, sondern Istanbul. Mit dieser bestechend simplen Umkehrung der Perspektive erzählen die Regisseurin Selen Kara, der Autor Akın Emanuel Şipal und der Musiker Torsten Kindermann in »Istanbul« die tragikomische Lebensgeschichte des Gastarbeiters Klaus Gruber in der fremden und schillernden Metropole. Er muss in den Sechzigerjahren Frau, Kinder und seinen geliebten Fußballverein zurücklassen und kommt in ein Land, dessen Sprache ihm fremd ist. Seine Frau Luise und die Kinder folgen ihm bald. Anfängliche Schwierigkeiten werden nach und nach überwunden, und die Familie lebt sich ein. Irgendwann sprechen die Kinder besser Türkisch als Deutsch. Die Familie wird in der pulsierenden Stadt heimisch. Dennoch bleibt ein Zwiespalt. Zwischen Werkbank, Basar, dem bunten Nachtleben und Teehäusern erleben wir in deutschen Spielszenen den Auswandereralltag, während auf Türkisch die Sehnsucht nach Glück, Liebe und Heimat besungen wird.
Im Zentrum des Abends stehen die Songs von Sezen Aksu, die seit vier Jahrzehnten die unangefochtene Königin des türkischen Pop ist. Was für die westliche Popmusik Madonna, das ist für die Türkei Sezen Aksu! Ihre Lieder, die sich zwischen zartschmelzender Melancholie und purer Lebensfreude bewegen, werden live vom vierköpfigen Ensemble gesungen, begleitet von der Band »Olivinn« unter der musikalischen Leitung von Sinem Altan.
Seit seiner Uraufführung 2015 in Bremen hat sich dieser musikalische Theaterabend zu einem deutschlandweiten Publikumsschlager entwickelt. Für das Theater Heilbronn wird Nurkan Erpulat diesen gleichermaßen humorvollen wie berührenden Perspektivwechsel inszenieren und nach seinem großen Erfolg mit »Hawaii« von Cihan Acar erneut einen Blick auf das türkisch-deutsche Zusammenleben werfen.
»Olivinn« spielt am 04.06.2025 außerdem ein Konzert im Komödienhaus: Musik zwischen den Welten / Dünyaları birleştiren müzik. Das Quartett verwebt in seinem vielfältigen Repertoire traditionelle anatolische Volkslieder mit Werken der europäischen Klassik und Elementen des zeitgenössischen Jazz, wodurch ein einzigartiges Klangerlebnis entsteht. Die perfekte Ergänzung für alle, die von »Istanbul« nicht genug bekommen können!
Hier geht's zur Spotify-Playlist mit den Songs aus dem Stück!
Im Anschluss findet eine öffentliche Premierenfeier im Foyer des Komödienhauses statt ─ mit DJ Okan Jackson!

Mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Heilbronn
Hürriyet.com.tr | 12.04.2025 (aus dem Türkischen übersetzt)
Zudem spiegelten sich die Reden der Charaktere in Türkisch in einigen Teilen des Spiels auch auf der Bühne mit deutschen Top-Stücksätzen (Übertitel) wider. Dieser mehrsprachige Ausdruck hat die interkulturelle Brückenfunktion gestärkt und gleichzeitig die Inklusivität des Spiels erhöht. Nurkan Erpulat, einer der Pioniere des Postmigrantentheaters, trug in dieser Produktion ein soziales Thema mit dezentem Humor auf die Bühne. Wie bei der vorherigen "Hawaii"-Produktion hat er die Identitätskonflikte mitfühlen, die durch Einfühlungsvermögen in das Publikum entstanden sind. … "Istanbul" erzählte nicht nur eine Geschichte auf der Bühne, sondern trat auch als starke Produktion auf, die zum interkulturellen Dialog beiträgt. An das Publikum: "Was wäre, wenn wir gegangen wären?" das andere Spiel der Perspektive, das die Frage stellte, schaffte es, sich einzufühlen, nachzudenken und zu lächeln.
Christoph Feil | Heilbronner Stimme | 24.04.2025
... Lose kommentiert wird die Handlung durch die 13 Songs von Sezen Aksu. Poetische Nummern zwischen Schwermut und Lebensfreude sind das, die vom Ensemble mit viel Verve dargeboten werden. Während die Band Olivinn auf traditionellen türkischen Instrumente spielt, singen die Schauspieler allesamt die Lieder in ihrer Originalsprache. Chapeau!