Über den Dingen

von Martin Suter

Wenn Reto nach der Arbeit nach Hause kommt, wartet niemand auf ihn. Die Frau seines Herzens hat ihn verlassen. Wie immer schiebt er sich eine Tiefkühlpizza in den Ofen und schaltet die Glotze ein. Doch heute – nur Flackern und Rauschen auf dem Bildschirm. Und wenn er bei seinen Bekannten anruft, meldet sich nur der Anrufbeantworter. In Ermangelung von Gesprächspartnern redet Reto mit den Dingen in seiner Wohnung. »Schön backen!«, sagt er zum Ofen. »Schön bügeln!«, fordert er den stummen Diener auf. Und plötzlich! Da antworten ihm die Dinge. Die Pizza ergreift als erste das Wort und quatscht ihm alles nach. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Und dann mischen sich auch noch das Sofakissen, der Topfhandschuh und sein Hugo-Boss-Sakko ein, welches, aus Stuttgart stammend, schwäbisch spricht. Offenbar ist er zu viel allein, versucht Reto sich klarzumachen. Da wird man etwas merkwürdig, oder nicht? Schließlich gibt auch noch der Ledersessel seinen Senf dazu. Der tut so, als sei er therapeutisch gebildet, weil er jahrelang bei einem Psychiater gestanden hat. Er diagnostiziert ein Einsamkeitssyndrom, wie man es häufig bei frisch Getrennten erlebt. Der Sessel tut sich mit dem Sofakissen zusammen, um Reto einer Schocktherapie zu unterziehen … Total verrückt!?

Ob es sich um Wahnvorstellungen des Protagonisten oder um echte Vorkommnisse handelt, darauf kann sich jeder selbst seinen Reim machen. Bestsellerautor Martin Suter hat 2005 mit »Über den Dingen« sein erstes Theaterstück geschrieben. Sein Blick in die Abgründe der menschlichen Seele gerät hier besonders humorvoll und absurd. Wie er auf die aberwitzige Idee kam? »Wenn ich allein bin, spreche ich mit den Dingen«, hat er einmal erzählt. »Und ich habe mich dann gefragt: Was wäre eigentlich, wenn die Dinge antworten würden?«

Weitere Informationen zum Stück finden Sie auch in unserem Blog

Sie möchten mehr über die Inszenierung erfahren? Dann hören Sie doch in unsere 63. Podcastfolge hinein.