High Society

Musical von Cole Porter und Arthur Kopit nach dem Theaterstück »The Philadelphia Story / Die Nacht vor der Hochzeit« von Philip Barry und dem Film »High Society« von Turner Entertainment Co.

 Musik und Gesangstexte von Cole Porter • Buch von Arthur Kopit • Zusätzliche Gesangstexte von Susan Birkenhead · Deutsch von Edith Jeske, Knut und Claudia Lehmann

»Wer wär’ schon gerne Millionär?«, fragen sich Klatschreporter Mike und Fotografin Liz, die sich bei einer Hochzeit der oberen Zehntausend in Oyster Bay, Long Island, eingeschlichen haben. Die Braut, die sich hier zum zweiten Mal traut, ist Tracy Samantha Lord – und nicht alle Gäste, die am Vorabend ihrer Eheschließung mit dem soliden, aber langweiligen Aufsteiger George zur Party erscheinen, sind von ihr dort gerne gesehen. Denn Tracy erwartet die hohen moralischen Standards, die sie sich selbst gesetzt hat, auch von anderen: Den eigenen Vater hat sie wegen seiner außerehelichen Affäre mit einer Tänzerin aus der Familie verbannt. Und von ihrem dem Whiskey zugeneigten ersten Gatten C.K. Dexter Haven hat sie sich prompt scheiden lassen. Nun ist allerdings Dexter wieder da, sehr zum Ärger von Tracy und zum Vergnügen ihrer neunmalklugen jüngeren Schwester Dinah. Denn irgendwas führt der Schelm doch im Schilde, oder? Auf jeden Fall gestaltet sich die Nacht vor der Hochzeit mit Hilfe von viel Champagner – und eines Swimmingpools – sehr turbulent. Wird Tracy von ihrem hohen Ross stürzen, den Weg zum Altar schaffen und wenn ja, mit wem? High, High, High, High, High Society!

Für die Broadway-Spielzeit 1938/39 schrieb Philip Barry, Meister der geschliffenen Dialoge und der Salonkomödie, einen seiner größten Erfolge. »Die Nacht vor der Hochzeit« (im Original: »The Philadelphia Story«) eroberte im Sturm das kritische New Yorker Publikum, rettete die Karriere der in Hollywood als »Kassengift« abgestempelten Katharine Hepburn (Tracy) und wurde im Folgejahr mit ihr, Cary Grant und James Stewart auf die Kinoleinwand gebracht. Mit klugem Instinkt hatte sich Katharine Hepburn vorher die Filmrechte überschreiben lassen. Ein Komödienklassiker war geboren. Der Riesenerfolg setzte sich fort, als das Studio MGM das Stück unter dem Titel »High Society« 1956 noch einmal verfilmte, mit Grace Kelly, Bing Crosby und Frank Sinatra – und mit Songs des legendären Show-Komponisten Cole Porter. 1998 schloss sich der Kreis: Die Musicalfassung von Porter und Arthur Kopit brachte die vor Witz und Eleganz funkelnde Geschichte der »oberen Zehntausend« zurück an den Broadway. Die Partitur ist vollgepackt mit zusätzlichen Cole-Porter-Standards wie »Just One of Those Things«, »I Love Paris« oder »Let’s Misbehave«.

Arnim Bauer | Ludwigsburger Kreiszeitung | 03.12.22

In Zeiten, in denen viele Menschen sorgenvoll die Entwicklungen betrachten, hat das Theater auch die Funktion, einmal zwei, drei Stunden für Entspannung zu sorgen, den Alltag vergessen zu lassen, ein wenig Visionen und Träume zu schaffen. Und das erreicht dieser Abend in jedem Fall. Mit einer nonchalanten Leichtigkeit, mit Witz und spitzen Pointen, aber auch mit gefühlvollen Passagen laufen die Geschehnisse flott ab, gut getragen von der Livemusik aus dem Orchestergraben, wo Heiko Lippmann als musikalischer Leiter für eine kraftvolle Umsetzung von Porters Musik sorgt.